Aktionsform
Texte schreiben
TN verfassen nach vorgegebenem Muster und/oder in freier Improvisation (relativ) kurze Texte.
1. Einsatzmöglichkeiten
2. So wird’s gemacht
- Überlegen Sie sich, woran sich das Schreiben ausrichten soll (s. didaktisch-methodische Hinweise: Textfunktionen). Prinzipiell sollten Sie jedoch den Kontext so vorgeben, dass er in Beziehung zum Gesamtthema der Veranstaltung steht.
- Geben Sie den TN den Auftrag, in Einzelarbeit zum gegebenen Thema, Anlass, Stichwort, Problem einen Text zu verfassen, evtl. aus der Sicht einer anderen Person als sie selbst (Rollenspiel). Betonen Sie in jedem Fall, dass es keine „guten oder schlechten Texte“ geben wird, sondern jeder Text für sich wichtig ist. Geben Sie ggf. den Hinweis, dass jeder für sich selbst schreibt und später nichts vorgelesen wird (s. Variante 2). Legen Sie fest, an welchem Textmuster sich das Schreiben orientieren soll (s. didaktisch-methodische Hinweise: Textmuster), wie viel Zeit zur Verfügung steht, evtl. wie lang der Text maximal sein darf (z.B. eine handgeschriebene Seite DIN A4).
Anleitung für TNHinweise zum Textschreiben: Wie können Sie einen Text entwerfen?
- Notieren Sie sich, bevor Sie ans Werk gehen, zunächst einzelne Stichworte.
- Lassen Sie sich dazu frei und spielerisch assoziierend Wörter und
Wendungen einfallen, evtl. mit geschlossenen Augen und/oder der schreibungewohnten Hand (Brainstorming, Mind-Mapping). Bald werden Sie im Strom Ihrer Einfälle ein Muster entdecken und auf einmal wissen, wo der Schwerpunkt und der rote Faden Ihres Textes liegen. Vielleicht bringen Sie die Wörter in eine sinnvolle Reihenfolge. So kommen Sie zu einem ersten Konzept (zusammen ca. 15 Min.).
- Schreiben Sie Ihren Text (orientiert am vorgegebenen Muster) ohne Anspruch und ohne Unterbrechung bzw. so schnell Sie können in einem Zuge herunter (ca. 10 Min.).
- Korrigieren und ergänzen Sie den Text in einem zweiten Durchgang. Perfektionismus ist unerwünscht (ca. 15 Min.).
- Fordern Sie die TN (besonders bei adressatenorientierten Texten) auf, sich vor dem Schreiben noch einmal möglichst das vorgegebene Textmuster und seine Funktion zu vergegenwärtigen. Erläutern Sie beides gegebenenfalls. Führen Sie evtl. vorab ein Rollenspiel durch, in dem eine Kommunikationssituation gespielt wird, die durch den Text (z.B. eine Stellenanzeige) ersetzt wird (bei möglichen Arbeitgebern mündlich vorsprechen), ihm vorangehen (z.B. Gespräch mit einem Freund) oder folgen kann (Bewerbungsgespräch).
- Die fertigen Texte können, müssen aber nicht im Plenum oder in Gruppenarbeit vorgelesen bzw. aufgehängt werden. Sie können, müssen aber nicht besprochen (Rundgespräch) oder kreativ weiterbearbeitet werden (neue Texte als Reaktionen auf die geschriebenen, Rollenspiel, Bild malen usw.).
Variante 1
Bei kurzen, einfachen und vertrauten Mustern ist auch eine
Partner- oder
Gruppenarbeit zu dritt und/oder das Schreiben auf großen Papierbögen sinnvoll.
Variante 2
Manchmal, z.B. bei sehr persönlichen Texten, ist es sinnvoll, dass die erstellten Texte nicht vorgelesen werden, sondern das jeder nur für sich schreibt.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Prinzipiell sollten Sie berücksichtigen, dass das Schreiben in diesem Kontext eine Aktionsform ist und nicht zur Veranstaltungsform (z.B. Schreibwerkstatt) wird. Es dient dem Lernen, nicht künstlerischen, therapeutischen oder wissenschaftlichen Zwecken.
Textfunktionen
- Gegenstände/Sachverhalte darstellen (sachorientiert),
- Leser innerlich oder äußerlich zu etwas bewegen (adressatenorientiert),
- Kontakt zwischen Schreiber und Leser(n) ermöglichen/vertiefen (beziehungsorientiert),
- Person des Verfassers offenbaren (autororientiert),
- Gefallen an Form und Inhalt des Texts hervorrufen (textorientiert).
Textmuster
Für jede Funktion gibt es vorgegebene Muster, die für Kurse, Seminare und Trainings im Prinzip geeignet sind. Es ist in der Regel einfacher, solche Muster als Ausgangs- und Anhaltspunkt vorzugeben, besonders vertraute, einfache und kurze Muster. Freie Improvisation ist schwierig.
- Sachorientierte Muster: Nachricht, Reportage, Kommentar, Lexikonartikel, evtl. Abhandlung oder Essay, Protokoll, Bericht
- Adressatenorientierte Muster: privater Brief
- Autororientierte Muster: Tagebuch, Autobiografie
- Textorientierte Muster: Erzählung, Märchen, Legende, Anekdote; szenischer Dialog, Gedicht, Sinnspruch, Aphorismus, Fabel, Gleichnis
Die sach- und adressatenorientierten Muster eignen sich besonders für Kurse und Seminare. Die autor- und textorientierten Muster sind in ihrer Ausschließlichkeit in Schreibwerkstätten besser aufgehoben.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- vielseitig (wieder-)verwend- und kombinierbar
Nachteile/Probleme:
- evtl. Angst vor Überforderung
- evtl. zu hohe Erwartungen an sich
Literaturhinweise: Aebli 2006; Petzold 2005; Rico 2007; Werder 2007
Dr. Balkes rät: „Texten riecht für viele TN nach Deutschaufsatz und weckt evtl. unangenehme Erinnerungen. Lassen Sie sich durch solche inneren Reserviertheiten nicht entmutigen. Der Spaß am und der Erfolg mit dem Texten werden bald böse Erinnerungen verblassen lassen.“
Autor: Martin Alsheimer