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Aktionsform

Blog schreiben

Infobox

Lernziel Kopf, Herz
Konkretisierung sprachlich, bildhaft
Aktivierung interaktiv, erarbeitend
Sozialform Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Plenum
Lernphase Einsteigen, Erarbeiten, Integrieren, Auswerten
Material / Medien Lernplattform; Webseite, auf der ein Blog eingerichtet werden kann; Internetzugang
Verwandte E-Learning, E-Portfolio, Tagebuch schreiben, Texte schreiben
Dauer Sehr flexibel: von Wochen (einzelne Themen) bis hin zu Jahren (Forschungstagebuch)
Teilnehmerzahl 1 bis unbegrenzt

oder: Weblog schreiben

TN (und ggf. SL) verfassen regelmäßig Beiträge in einem (elektronischen) Tagebuch/Journal, das auf einer Webseite oder in einer Lernplattform geführt und ggf. für andere zugänglich gemacht wird. Der jeweils aktuellste Beitrag steht an erster Stelle, die anderen TN bzw. der SL können mit Kommentaren und weiteren Notizen auf die Beiträge antworten.

1. Einsatzmöglichkeiten

2. So wird’s gemacht

3. Didaktisch-methodische Hinweise

Begriffe und Merkmale

Der (auch: das) Weblog (kurz: Blog) ist ein elektronisch geführtes Tagebuch oder Journal, in demeine Person („Blogger“) in mehr oder weniger regelmäßiger Folge Einträge macht. Die einzelnen Beiträge („Postings“) sind chronologisch absteigend sortiert, d.h., der jeweils aktuellste Beitrag steht an erster Stelle. Die von Lernplattformen oder Bloganbietern angebotenen Dienste erfordern keine Programmierkenntnisse, Blogbeiträge können daher sehr schnell und einfach erstellt werden. Zu den einzelnen Beiträgen können Stichworte, sog. Tags, vergeben werden. Dadurch können die Beiträge einfach wiedergefunden und von anderen Bloggern referenziert werden.

Das „log“ im Blog bezieht sich auf den englischen Begriff für Fahrten- oder Tagebuch und knüpft an alte Verwendungszusammenhänge an: In Logbüchern zeichneten z.B. Leuchtturmwächter oder Schiffskapitäne Navigationsbewegungen auf.

Im Unterschied zum klassischen Tagebuch, das (meistens) keinen Leser außer dem Schreiber kennt, werden Blogs (meistens) auch und gerade für andere geschrieben und veröffentlicht. Mehr noch: Sie eröffnen den Lesern die Möglichkeit, die Beiträge des Bloggers zu kommentieren. Durch die Verweise auf andere Blogs und die gegenseitigen Kommentierungen hat sich im Internet ein globales Netzwerk gebildet, die sog. Blogosphäre. Blogs sind im Kontext der Social Media (bzw. Web 2.0) zu verorten, die es den Nutzern ermöglichen, sich untereinander auszutauschen und Inhalte einzeln oder in Gemeinschaft zu erstellen und mit anderen zu teilen. Dennoch teilen Blogs eine wesentliche Eigenschaften mit dem Tagebuch: Die Beiträge zeichnen sich durch eine sehr persönliche und subjektive Sichtweise auf Themen und Erfahrungen aus.

Nutzungsmöglichkeiten

Blogs im Internet werden z.B. zur freien (öffentlichen) Meinungsäußerung, zur kritischen Auseinandersetzung mit Unternehmen, Organisationen oder Medien (Watchblogs), zur Sammlung von Links oder zur firmeninternen Kommunikation (Corporate Blogs) genutzt. Letztlich können viele Anlässe und Situationen des Lebens in Blogs begleitet und eine große Vielzahl an Textformen und Medien für Blogs genutzt werden. So lassen sich Reiseberichte im Blog führen (Reiseblog) oder Romane schreiben, es können Videos (Vlog) und Fotos eingebunden werden und vieles andere mehr.

Ähnlich vielseitig lassen sich Blogs auch im Bildungsbereich nutzen. Alle oben angeführten Beispiele bieten sich auch für eine Adaption in Lehr-/Lernszenarien an (s.u.). So können Blogs das kreative Schreiben, den Wissensaustausch, das kooperative Arbeiten sowie die Reflexion der TN fördern. Zudem bieten die mit dem Web 2.0 verknüpften Ideen der Demokratisierung von Wissen und Informationen, der Entwicklung von Medien-Konsumenten zu Medien-Produzenten, des gemeinsamen Erstellens, Bearbeitens und Verteilens von Inhalten vielfältige Anknüpfungspunkte zu einer an Aufklärung und Mündigkeit orientierten Bildungsarbeit.

Blogs können zur Vor- und Nachbereitung von Seminaren eingesetzt werden, aber auch während des Seminars selbst, und zwar in allen Lernphasen; sie lassen sich mit allen Sozialformen kombinieren. Insbesondere in der Verbindung mit mobilen Endgeräten (Smartphone/Tablet, Mobile Learning) können mithilfe von Blogs auch Lerninhalte in den Alltag integriert und das Lernen in der Praxis begleitet werden (Transfer).

Einsatzszenarien

Abhängig von der jeweiligen Zielsetzung können unterschiedliche Szenarien genutzt werden (s.a. Tagebuch schreiben):

Microblogging

Das längerfristige Führen eines Tagebuchs oder Journals, ob online oder offline, ist aufwendig und erfordert ein hohes Maß an persönlicher Disziplin. Wenn zudem erwartet wird, dass Beiträge regelmäßig von anderen TN oder vom SL kommentiert werden, potenziert sich der Aufwand. Vor diesem Hintergrund bietet sich das Microblogging an, also das Verfassen von schnelleren und kürzeren Blogbeiträgen im Stil von Kurznachrichten.

Bewertung von Blogs

Blogs können auch einen Bestandteil von Prüfungen darstellen. Dies muss jedoch von Anfang an transparent dargestellt und die Bewertungskriterien offengelegt werden (Prüfung). Es bietet sich an, ein einfaches Bewertungsschema zu entwickeln, nach dem Punkte vergeben werden (z.B. für Inhalt, Vernetzung mit anderen Beiträgen, Form und Gestaltung etc.).

Bitte beachten Sie: Blogs mit Noten zu bewerten widerspricht im Grunde dem Charakter der persönlichen und subjektiven Meinungsäußerung des Blog-(oder Tagebuch-)Schreibens. Gehen Sie deswegen behutsam vor und diskutieren Sie ggf. die Idee und das Vorgehen mit den TN.

Varianten

Die nachstehend beschriebenen Einsatzvarianten entstehen durch die Kombination von methodisch-didaktischen Funktionen sowie von typischen Lernsituationen mit Sozialformen. Häufig bilden sie Nutzungsformen aus dem Internet (s.o.) ab. Sie stellen nur eine Auswahl dar und lassen sich vielfältig neu kombinieren.

Variante 1: Persönliches Journal oder Tagebuch (Einzelarbeit)

TN halten (einzeln) ihre Fragen, Überlegungen und Erfahrungen zu einem (Lern-)Thema fest

Beispiel: Die TN müssen im Rahmen eines Seminars/eine Ausbildung ein Teilnehmerreferat halten. Für die Recherchen und Vorbereitungen dazu führt jede(r) einen Blog. Dabei werden in verschiedenen Blogs ähnliche Fragen/Probleme auftauchen – ideale Möglichkeiten, miteinander und voneinander zu lernen sowie Lösungen zu teilen.

Variante 2: Forschungstagebuch (Einzelarbeit)

Erstreckt sich die Bearbeitung eines Themas über einen längeren Zeitraum, in dem die Lernenden im Sinne des forschenden Lernens eigenständig Inhalte erarbeiten, strukturieren und erfassen, kann ein Blog als „Forschungstagebuch“ genutzt werden. Auch hier stellt die Möglichkeit, Kommentare und Perspektiven anderer „Forscher“ einzuholen, eine besondere Bereicherung dar.

Beispiel: TN eines Studienganges führen begleitend zum Schreiben an ihren Masterarbeiten einen Blog. Dabei berichten sie von ihren Erfahrungen, Erfolgen oder Schwierigkeiten. Die anderen TN kommentieren, ergänzen etc.

Variante 3: Praktikumsblog (Einzelarbeit)

Die TN beschreiben, dokumentieren und reflektieren ihre Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen, die sie während eines Praktikums in der Praxis sammeln in einem Blog. Durch Rückfragen und Kommentare der anderen erhalten sie neue Anregungen.

Noch spannender wird es, wenn das Praktikum im Ausland absolviert wird und der Praktikumsblog zum Reiseblog mutiert. Der Blogger kann dann live von seiner Reise berichten, die übrigen TN und der SL bleiben über den Blog mit dem Autor in Kontakt und können rückfragen/kommentieren.

Variante 4: Sprachtagebuch – Tandemblog 1 (Partnerarbeit)

Beim Sprachenlernen kann ein Blog als Übungsmöglichkeit für das Schreiben in der Fremdsprache genutzt werden. Jede(r) TN führt einen Blog, in dem er das Schreiben in der Fremdsprache übt. Er kooperiert mit einem Partner (Muttersprachler für die Zielprache), der durch seine Kommentare und den gemeinsamen Austausch den Erwerb schriftsprachlicher Kompetenzen unterstützt (digitales „Brieffreund“-Szenario).

Variante 5: Projektblog (Gruppenarbeit)

Mehrere Teilgruppen eines Seminars arbeiten gemeinsam in einem Projekt. Im gemeinsam geführten Blog tauschen Sie sich aus.

Variante 6: Seminarblog (Plenum)

Ein Blog, der vor- und nachbereitend und seminarbegleitend geführt wird.

Beispiel: Zur Vorbereitung einer Erkundung auf einem biologisch wirtschaftenden Bauernhof sammeln die TN ihre Fragen im Blog und kommentieren die der anderen TN. Diese Fragen werden bei der Durchführung vor Ort aufgegriffen. Während der Erkundung machen die TN Fotos (Fotos machen), die sie bei der Nachbereitung im Blog einstellen. Außerdem können nun die eigenen Eindrücke und Erfahrungen bei der Erkundung dokumentiert und die der anderen kommentiert werden.

Variante 7: Evaluationsblog (Plenum)

Ein Blog, der seminarbegleitend von der gesamten Gruppe geführt wird, aber ausschließlich Beiträgen zur Evaluation des Seminars vorbehalten ist.

Variante 8: Sprachtagebuch – Tandemblog 2 (Plenum)

Analog zur Variante 5, nur dass nun die gesamte Seminargruppe in einem Blog zusammenarbeitet.

Werden zum Beispiel in einem Italienischkurs spezielle Aspekte – z.B. das Bildungssystem eines Landes – vermittelt, so können mithilfe des Blogs zur Nachbereitung Diskussionen mit den TN des Partnerkurses geführt werden. In ihrem Blog schreiben die Deutschen auf Italienisch, die Italiener auf Deutsch. Jede Gruppe kommentiert und korrigiert die Beiträge der jeweils anderen Gruppe.

Auf diese Weise wird der Blick auf länderspezifische Unterschiede gefördert und in einer zu lernenden Sprache dokumentiert. Die Einträge sind somit in einer weiteren gemeinsamen Lerneinheit für unterschiedlich gelagerte Reflexionen (thematisch, sprachlich) geeignet.

Variante 9: Dozentenblog (Plenum)

Sie als SL halten Ihre Erfahrungen, Überlegungen, Reflexionen zum Seminar fest. Sie kommentieren quasi ihre eigene didaktische Vorgehensweise („Didaktik mit offenen Karten“). Die TN können mit ihren Überlegungen und Feedbacks darauf reagieren.

In all diesen Szenarien bietet die kontinuierliche Dokumentation eine Basis, um Reflexionen zum Lern- oder Kooperationsprozess anzustoßen, Feedbacks zu geben oder den individuellen Lernzuwachs zu kommentieren.

Wie das Führen eines Tagebuchs/Journals findet das Verfassen von Blogbeiträgen in Einzelarbeit und häufig außerhalb der Seminarzeit statt. Mit ausgewählten Ergebnissen von Blogs lässt sich im Seminar mit verschiedenen anderen Aktionsformen weiterarbeiten.

Der Einsatz von Blogs erfordert eine sorgfältige Planung und eine durchdachte methodische Einbindung. Auch gilt es, die TN gut vorzubereiten und anzuleiten. Insbesondere die kontinuierliche Begleitung und Dokumentation von Lernprozessen bedarf einer hohen Disziplin seitens der TN und will deswegen gut begründet sein. Die Gestaltung anspruchsvoller methodisch-didaktischer Szenarien kann deswegen schnell aufwendig und zeitintensiv werden.

4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme

Vorteile / Chancen:

Nachteile / Probleme:

Literaturhinweise: Back 2013, Buchen u.a. 2011, Schmidt 2006, Zerfaß/Boelter 2005, Wolff 2006

Internetressourcen: Content-Richtlinien für Blogger: http://www.blogger.com/content.g?hl=de (Stand 02/2015)


Informationsportal zum Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre: http://www.e-teaching.org
Homepage des Blog-Anbieters WordPress: http://de.wordpress.com

Autoren: Sven Wippermann/Ulrich Müller