Aktionsform
Teilnehmerreferat
Ein kurzer Vortrag, der von einem TN übernommen wird.
1. Einsatzmöglichkeiten
- um TN Gelegenheit zu geben, ihr Fachwissen oder ihre speziellen Erfahrungen einzubringen
- wenn arbeitsteilig einzelne Inhalte von TN übernommen werden
- um das Vortragen und das freie Sprechen zu üben
2. So wird’s gemacht
- Bereiten Sie die TN möglichst frühzeitig darauf vor, ein Teilnehmerreferat zu halten.
- Machen Sie diese Aufgabe als Chance deutlich z.B. „Es ist eine gute Möglichkeit, Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten zu zeigen!“
- Betonen Sie Ihr Lerninteresse: Tauschen Sie für eine Zeit die Rolle des SL gegen die des aufgeschlossenen Lernenden.
- Lassen Sie Raum für ein abschließendes Feedback.
Variante 1: TN-Referate als methodischer Baustein
- Vergeben Sie die einzelnen Referatthemen rechtzeitig: In einem längerfristig geplanten Seminar ist es möglich, dass sich die TN zu Hause darauf vorbereiten.
- Unterstützen Sie die TN bei der Vorbereitung und vereinbaren Sie Vor- bzw. Zwischenbesprechungen. Sie können hier als Hilfe z.B. unsere Anregungen zum Vortrag nutzen.
- Geben Sie nach dem Referat Gelegenheit, Fragen zu stellen und das Thema im Gespräch zu vertiefen.
- Bedanken Sie sich bei dem Referenten und heben Sie hervor, wie das Seminar dadurch bereichert worden ist. Vorsicht: kein plattes „Loben“.
Variante 2: Kurzbeitrag
-
Stellen Sie bereits vor oder bei Seminarbeginn fest, dass ein TN über spezielles Wissen oder Erfahrung verfügt, so fragen Sie ihn, ob er bereit wäre, ein 5–10 minütiges Referat zu übernehmen.
- Vereinbaren Sie, wie und wo sich der TN vorbereiten kann.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Das Teilnehmerreferat ist eine geschickte Abwechslung im Seminargeschehen. Es erlaubt einen Rollentausch: Plötzlich sind Sie nicht mehr länger der „alles Wissende“. Im Gegenteil: Sie schlüpfen in die Rolle des TN/Lernenden! Auch Sie wollen und können dazulernen. Damit wird das Teilnehmerreferat zur Bereicherung für alle. Sie und die TN schöpfen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz eines Einzelnen. Achten Sie darauf, dass der TN nicht aus einem Gruppenzwang heraus ein Referat übernimmt, sondern freiwillig und gerne. Und geben Sie ihm die Möglichkeit, das Thema selbst zu wählen. Nur so ist gewährleistet, dass sich der Referent wohlfühlt und die Gruppe von ihm profitiert.
Tipp: Auch das Referat eines TN gewinnt durch einen „didaktischen Schliff“:
- Stellen Sie Medien zur Verfügung, nach Möglichkeit sollte der Referent wesentliche Aussagen visualisieren (Visualisierung).
- Erinnern Sie an eine möglichst kurze und zusammenfassende Darstellung. Schließlich ist dieses Referat nur eine Ergänzung zum eigentlichen Thema.
Vielleicht haben Sie die Möglichkeit einer längerfristig angelegten Bildungsmaßnahme. Dann können Sie das Teilnehmerreferat als festen methodischen Bestandteil einführen und kultivieren. Allerdings, achten Sie auf Gleichberechtigung und gewähren Sie möglichst vielen TN diese Gelegenheit.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- die Verantwortung für den Seminarablauf wird anteilig abgegeben; eine höhere Identifikation mit den Seminarergebnissen ist möglich
- ein Zugewinn an Wissen auch für Sie
- es entsteht eine „Lerngemeinschaft“: Alle lernen von- und miteinander
- die SL können ihre Rolle für kurze Zeit abgeben
- TN haben die Möglichkeit, das Vortragen und das freie Sprechen zu üben
Nachteile/Probleme:
- Vorsicht, wenn TN vom Wissen des Referenten eingeschüchtert werden
- schwierig, wenn einzelne TN sich durch die „Belehrung durch Kollegen“ zurückgesetzt fühlen
- „Starallüren“ von Referenten
Dr. Balkes rät: „Versuchen Sie, bereits bei der Planung abzustecken, wo ein Teilnehmerreferat angebracht wäre. Bereiten Sie sich dennoch auf dieses Thema vor. Nicht immer findet sich ein Referent! Beachten Sie einen gewissen Zeitrahmen für das Teilnehmerreferat, so laufen Sie nicht Gefahr, dass sich das Referatthema zum Seminarthema auswächst.“
Literaturhinweise: Aebli 2006
Autor: Ulrich Müller