Aktionsform
Projekt
Infobox
Lernziel |
Kopf, Herz, Hand |
Konkretisierung |
unmittelbar |
Aktivierung |
darbietend, interaktiv, erarbeitend |
Sozialform |
Gruppenarbeit, Plenum |
Lernphase |
Methoden-Großform mit eigener Phasierung |
Material/ Medien |
Unterschiedlich, kreativer Einsatz je nach Projekt |
Verwandte |
Planspiel, Prototyping, zu kombinieren mit Zukunftswerkstatt |
Teilnehmerzahl |
bis 25 |
Zeit |
Tage, Wochen |
Die Lerngruppe arbeitet an einer „echten“ Aufgabe: z.B. ein Produkt erstellen, eine Dienstleistung verbessern, eine Ausstellung oder Aufführung vorbereiten. Der Lernprozess orientiert sich an den Notwendigkeiten des Arbeitsprozesses.
1. Einsatzmöglichkeiten
- als selbstständige Veranstaltung (z.B. Bau eines Sonnenkollektors als Wochenendseminar)
- als Höhepunkt einer längeren Lernphase (z.B. ein Lehrgang zum Thema „Video“ wird mit einem kleinen Filmprojekt abgeschlossen, in dem das Gelernte zur Anwendung kommt)
2. So wird’s gemacht
Ein Projekt umfasst die Stufen: Zielsetzung, Planung, Durchführung, Auswertung. Bitte denken Sie daran, die Planung so weit als möglich gemeinsam mit Ihrer Lerngruppe vorzunehmen!
- Zielsetzung: Am Anfang eines jeden Projektes steht eine Idee, Anregung, Aufgabe. Sie kann idealerweise von den Lernenden selbst, aber auch von den Lehrenden oder Außenstehenden ausgehen. In jedem Fall muss sie den Interessen der Beteiligten entsprechen. Zu dieser Idee entwickelt die Lerngruppe eine konkrete Zielsetzung, stimmt Interessen, Wünsche miteinander ab und trifft Vereinbarungen über die Form der Zusammenarbeit. Diese Vorarbeiten münden in eine Projektskizze.
- Planung: Auf der Grundlage dieser Skizze wird ein konkreter Projektplan ausgearbeitet, der die notwendigen Voraussagen, Arbeitsschritte, Rollenverteilung usw. beschreibt.
- Durchführung: Es folgt die Verwirklichung des Vorhabens. Hier wird es immer wieder nötig sein, weitere Planungsphasen einzuschalten, da eine lückenlose Vorausplanung weder möglich noch sinnvoll ist. Gerade durch die Korrektur unrealistischer Planung, durch Neuentwürfe und weitere Umsetzungsversuche findet Lernen statt.
- Auswertung: Wenn das Produkt hergestellt ist oder die Aktion stattgefunden hat, gilt es, das Arbeitsergebnis mit dem ursprünglichen Plan zu vergleichen und die gemeinsame Arbeit auszuwerten.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Die methodische Großform Projekt stellt einen konsequenten Versuch dar, die Trennung von Leben und Lernen zu überwinden. Lehrende und Lernende arbeiten gemeinsam an einer realen Fragestellung, die sie in ihrer Lebenswirklichkeit beschäftigt. Über die Lösung eines konkreten Problems zielt das Projekt auf Wissen, Haltungen und Fertigkeiten. Die TN können sich dabei übergreifende Strategien aneignen: Ziele setzen, Informationen suchen, planen, Mittel wählen, Erfolge kontrollieren. Damit ist die Projektmethode in idealer Weise geeignet, Schlüsselqualifikationen zu erwerben.
Einige Autoren verstehen das Projekt als Kern einer umfassenden didaktischen Konzeption, die auf Demokratisierung zielt. Lernprojekte sollen in diesem Kontext die Lernenden selbst initiieren und verantworten, d.h., sie sollen lernen, ihr Anliegen zu artikulieren, ihre Interessen zu vertreten und zu kooperieren.
Wir halten diese Orientierung für sehr erstrebenswert. Sie lässt sich nicht immer und überall vollständig realisieren. Auf jeden Fall müssen Projekte den Lernenden echte Mitwirkungs- und Mitgestaltungschancen eröffnen. „Scheinprojekte“, die als „Motivationstricks“ eingesetzt werden und die vitalen Interessen der Lernenden instrumentalisieren, sind nicht im Sinne der Erfinder.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- vielfältige Mitwirkungs- und Beteiligungsmöglichkeiten
- Bezug zur Praxis, Realität
- günstige Bedingungen für Transfer
- ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen
- Kooperationsmöglichkeiten
Nachteile/Probleme:
- hohe Anforderung an Kursleiter, z.B. offene Situationen aushalten
- Zurückhaltung bei Entscheidungsprozessen, Macht an Lerngruppe abgeben usw.
- hoher Aufwand bei Vorbereitung und Durchführung: Zeit, Material usw.
Dr. Balkes rät: „‚Projektmethode‘: eine runde Sache! Aber: Doch man lernt nie aus, weshalb jedes Projekt auch das Risiko des Scheiterns in sich trägt. Selbst aus einem Projekt, das man in den Sand gesetzt hat, kann man meiner Meinung nach mehr lernen als in einem gelehrt-langweiligen Kathederunterricht.“
Literaturhinweise: Frey 2007; Gmelch 2001; Kaiser/Kaminski 1999
Autor: Ulrich Müller