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Sozialform

Gruppenarbeit 5: Präsentation von Gruppenergebnissen

Im Plenum haben alle Teilnehmer zumindest prinzipiell die Chance, das gesamte Geschehen mitzubekommen. Wenn jedoch in Gruppen gearbeitet wird, entsteht oft die Notwendigkeit, sich gegenseitig über die Ergebnisse zu informieren. Das wird in der Regel wieder im Plenum geschehen (Alternative dazu: Mix-Gruppen, Partnergruppen). Die Art und Weise der Gruppenberichte entscheidet wesentlich mit darüber, ob TN Gruppenarbeit als sinnvoll und erfolgreich erleben. Daher sollte auch über die Präsentation eine bewusste methodische Entscheidung getroffen werden. Folgende Möglichkeiten bieten sich an:

1. Zettelprotokoll

Ein Gruppenmitglied notiert auf Moderationskarten (oder auch normalem DIN-A4-Papier, längs halbiert) Stichworte zu den Beiträgen. Diese Zettel werden auf einer Pinnwand aufgehängt. Dabei können die Karten bereits sortiert und mit Überschriften versehen werden. Im Plenum kann mit diesen Karten sehr gut weitergearbeitet werden. Die Ergebnisse verschiedener Gruppen lassen sich miteinander verbinden, ergänzen, gruppieren.

2. Plakatmitschrift

Die Gruppe gestaltet gemeinsam ein Plakat (Flipchart, Wandzeitung). Dabei kann es sich um eine stichwortartige Aufzählung handeln, um ein Mind-Mapping oder aber eine fiktive Zeitungsseite (z.B. „Die Titelseite der Süddeutschen Zeitung vom 25. Mai 2020“). Evtl. erhalten die Gruppen bereits bei der Vergabe der Arbeitsaufträge ein Plakat, auf dem das Thema als Überschrift steht.

3. Bild gestalten

(Bild malen) Anstatt eines Textes kann auch eine bildhafte Darstellung gewählt werden: „Bitte lassen Sie sich Bilder, Szenen oder Symbole einfallen ...“. Dazu bedarf es jedoch deutlich mehr Zeit als für ein Textprotokoll. Weisen Sie die Vorbereitungszeit für die Gestaltung extra aus („Sie haben 30 Min. Zeit für die inhaltliche Vorbereitung, 30 Min. nur für die Gestaltung“). Stellen Sie hinreichend Material zur Verfügung, damit auch mal ein zweiter Entwurf möglich ist.

4. Collage

(Collage) Die TN montieren ein Bild unter Verwendung von Bild- und Textmaterial aus alten Zeitschriften, Katalogen, Prospekten usw. Der Zeitaufwand ist noch größer als beim Bild malen (ca. 60 Min. reine Gestaltungszeit).

5. Stummer Bericht

Zettelprotokoll, Plakate, Bilder und Collagen müssen nicht unbedingt im Plenum kommentiert werden. Übersichtlich und anregend gestaltete Ergebnisse können auch kommentarlos ausgestellt und vom Plenum gelesen und betrachtet werden. Im Anschluss erfolgt eine Erörterung/Diskussion der anstehenden Fragen.

6. Pantomime und lebendes Bild

(Statuentheater) Ein Problem/Ergebnis wird dargestellt ohne Sprache durch Körper, bewegt (Pantomime) oder unbewegt (lebendes Bild). Pantomime und lebendes Bild eröffnen ganzheitliche Ausdrucks- und Erlebnismöglichkeiten und neue Erkenntnisperspektiven. Der Eindruck der Präsentation bei den Zuschauern und das Selbsterleben der Darstellenden können im Anschluss versprachlicht werden („Was fällt Ihnen besonders auf?“, „Was spürten Sie körperlich, als Sie diese Haltung eingenommen haben?").

7. Rollenspiel

(Rollenspiel, Theaterspiel) Es macht sehr viel Spaß und hinterlässt oft den nachhaltigsten Eindruck. Allerdings ist das Rollenspiel die wohl anspruchsvollste Darstellungsform.

8. Gruppenreferat

Anstelle eines Einzelberichtes durch einen Gruppensprecher übernimmt jedes Gruppenmitglied die Kurzdarstellung eines Teilgebietes. Es sollen alle zu Wort kommen und sich dem Plenum präsentieren: kurz und knapp, damit es nicht langweilig wird (Teilnehmerreferat).

9. Gruppendiskussion

Anstatt eines Berichtes über die Gruppenarbeit zeigt die Gruppe einen Ausschnitt davon: Sie diskutiert einen wichtigen Aspekt oder zwei, drei Schlüsselthemen in verkürzter, verdichteter, pointierter Form miteinander vor dem Plenum (Aquarium). Falls das Thema kontrovers gesehen wurde, bietet sich ein Pro und Contra an.

10. Hearing oder Interview

Die Gruppenmitglieder treten als Experten vor das Plenum und werden zu Verlauf und Ergebnis der Gruppenarbeit entweder von allen (Hearing, Expertenbefragung) oder einem TN (Interview) befragt. Diese Art der Ergebnispräsentation kann durch den Arbeitsauftrag vorbereitet werden: „Wenn Sie die Arbeit an Ihrem Thema abgeschlossen haben, überlegen Sie bitte, welche Fragen Sie nachher an die beiden anderen Gruppen zu deren Thema stellen wollen.“

11. Offene Form

Die TN wählen sich selbst eine Form, die ihnen Spaß macht und zum Thema passt. Die offene Form setzt allerdings Lockerheit und Erfahrung mit Gruppenarbeit bei den Teilnehmern voraus. Es ist günstig, wenn die TN bereits eine gewisse Vielfalt von Präsentationsformen kennengelernt haben.

Vergeben Sie an Gruppen den gleichen inhaltlichen Arbeitsauftrag, aber verschiedene Varianten der Ergebnispräsentation. Die unterschiedlichen Darstellungsformen eröffnen sehr vielschichtige, einander ergänzende Erkenntnismöglichkeiten. Alle „bleibenden Produkte“ wie Flipcharts, Wandzeitungen usw. sollten Sie für längere Zeit sichtbar aufgehängt lassen. Das erleichtert, bei der Weiterarbeit daran anzuknüpfen, und dokumentiert eindrucksvoll, was bereits geleistet wurde (Workshop-Atmosphäre). Fotografieren Sie ggf. all diese Produkte für ein Fotoprotokoll.

 

Autor: Ulrich Müller