Aktionsform
Vorstellungsrunden
Die Aktionsform Vorstellungsrunden umfasst verschiedene Varianten, wie Sie und Ihre TN sich untereinander bekannt machen können.
1. Einsatzmöglichkeiten
- um die Namen der anderen kennenzulernen
- um in Kontakt miteinander zu kommen
- um etwas von den anderen TN zu erfahren
- um Lockerheit zu entwickeln und die „Anfangsspannung“ etwas abzubauen
2. So wird's gemacht
Die Standardvariante
- Die TN stellen sich reihum kurz vor, nennen Namen, Ausbildung, Tätigkeit, Herkunftsort, Institution, evtl. Familiensituation, Hobbys, augenblickliche Befindlichkeit etc. Vielleicht geben Sie die Stichwörter vor (Flipchart). Fangen Sie selbst mit der Vorstellung an. Sie geben so ein Modell, z.B. was die Ausführlichkeit angeht.
Diese Variante eignet sich für weiterbildungserfahrene Gruppen, die „ohne viel Firlefanz“ in die thematische Arbeit einsteigen wollen. Bei lernungewohnten Gruppen sollten Sie sich eine andere Variante überlegen. Denn: Viele TN scheuen sich, vor der Gruppe zu sprechen, besonders sich vorzustellen, sich zu „präsentieren“. Das Ergebnis sind dann oft Kurzstatements nach dem Motto: „Meier, München, 37 J., ledig“.
- TN-Zahl: bis 30; Zeit: 20–40 Min.
Kreuzwortnamen
- Jede/r schreibt auf ein Kärtchen (DIN A6) in Blockbuchstaben seinen Namen und sucht dann, umhergehend, Leute, deren Namen kreuzwortartig dazupassen. Während sich das Kärtchen füllt, gibt es immer wieder Gelegenheit, ein paar Worte mit den Partnern zu wechseln.
- TN-Zahl: bis 25; Zeit: 20 Min.
Visitenkarten
- Jeder TN beschreibt 3–4 Kärtchen mit seinem Namen und malt vielleicht noch ein Symbol darauf. Alle gehen herum (ruhige Hintergrundmusik) und suchen sich Partner, die sie noch nicht kennen. Die Paare tauschen Informationen und Visitenkärtchen aus. Für diese Gespräche können Sie vorab auf das Thema der Veranstaltung bezogene Impulse formulieren (auf Flipchart oder Pinnwand) z.B. drei Thesen oder Fragen.
- TN-Zahl: bis 25; Zeit: 20 Min.
Nachbarn begrüßen
- Eine Variante für eine größere Gruppe, z.B. bei einer Vortragsveranstaltung, in der sich nicht alle im Plenum bekannt machen können. Bitten Sie die TN, sich jeweils dem linken und rechten Nachbarn mit Namen und Interesse an der Veranstaltung kurz vorzustellen. Sie werden erstaunt sein, wie sich die Atmosphäre in einem zunächst anonymen Plenum verändern kann!
- TN-Zahl: bis 100; Zeit: 5 Min.
Ein Netz knüpfen
- Falls Sie mit Ihrer Gruppe im Stuhlkreis sitzen: Erläutern Sie die Methode mit wenigen Sätzen und beginnen Sie dann selbst mit der Vorstellung. Dazu nehmen Sie ein Knäuel fester Wolle o. Ä. in die Hand. Wenn Ihre Vorstellung beendet ist, behalten Sie das Ende der Wolle in der Hand, den Knäuel werfen Sie einem TN zu. Der stellt sich nun vor, behält den Faden in der Hand und wirft den Knäuel dem Nächsten zu. Dies setzt sich fort, bis alle an der Reihe waren. So entsteht ein Netz mit „Berührungspunkten“, die symbolhaft vorwegnehmen, was vielleicht – hoffentlich – im Seminar geschehen wird: Es entstehen Berührungspunkte zwischen den TN. Der letzte TN wiederholt nun, was er von seinem Vorgänger noch behalten hat, und wirft ihm dann den Knäuel wieder zurück und so fort. So wird das Netz aufgerollt, bis Sie den Knäuel wieder in den Händen halten. Das Netz kann allerdings auch als Symbol der Verbundenheit (Symbolisieren) während des Seminars ausgebreitet bleiben und erst gegen Ende aufgelöst werden (z.B. mit Fragen „Was nehme ich mit aus dem Seminar?“, „Was möchte ich zum Abschied sagen?“ usw.). Die Vorstellungsrunde wird so Teil eines übergreifenden Rituals (Ritual).
- TN-Zahl: bis 15; Zeit: 20–30 Min.
Vorstellung mit Kalenderblatt
- Legen Sie in die Mitte des Kreises viele Bilder (Kalenderblätter, Bildkarteikarten, Karikaturen, Symbolkarten o. Ä.), deutlich mehr als TN. Bitten Sie die TN, sich ein Bild herauszusuchen, das sie besonders anspricht, zu ihrer momentanen Situation oder ihrem Befinden passt oder etwas für sie Typisches darstellt. Anschließend stellen sich alle reihum vor und sagen, warum sie das jeweilige Bild gewählt haben (Bildbetrachtung).
- TN-Zahl: bis 20; Zeit: 30–45 Min.
In Gruppen, die längere Zeit zusammenarbeiten, ist es die Mühe wert, gleich zu Beginn die Namen „richtig“ zu lernen. Dafür eignen sich die folgenden beiden Varianten:
Name und Bewegung
- Die ganze Gruppe steht im Kreis, eine/r sagt den Namen und macht eine typische Bewegung dazu. Alle wiederholen den Namen und die Bewegung. So geht es reihum. Eine Zweite Runde kann sich anschließen. Dabei wiederholt nun nicht die ganze Gruppe die Bewegung und den Namen, sondern nur der Nachbar. Er schließt mit seinem Namen und seiner Bewegung an. Der Dritte wiederholt die beiden vorausgegangenen Namen/Bewegungen und so fort. Gegen Ende wird es schwierig, evtl. brauchen die letzten TN Unterstützung durch die Gruppe. Sie werden aber erstaunt sein: Die Namen lassen sich in Verbindung mit einer Bewegung wesentlich leichter behalten!
- TN-Zahl: bis 15; Zeit: 30–45 Min.
Name und Symbol/Geschichte
- Bitten Sie die TN bereits in der Ausschreibung oder in einem Anschreiben, einen für sie oder ihren Namen typischen Gegenstand ins Seminar mitzubringen. Hier gibt es dann eine Vorstellungsrunde, in der jeder seinen Namen und sein Symbol vorstellt und in Verbindung miteinander bringt. Der Zweite wiederholt Name und Symbol seines Vorgängers, der Dritte die seiner beiden Vorgänger und so fort (s. auch Symbolisieren).
- TN-Zahl: bis 15; Zeit: 30–45 Min.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Die Einstiegssituation ist eine ganz besondere (Einsteigen)! Hier entscheidet sich vieles für den weiteren Verlauf. Deswegen sollten Sie bei der Wahl der Kennenlernmethode sehr sorgsam vorgehen. Bedenken Sie v.a.: Der Anfang muss zum weiteren Verlauf passen, er ist ein Versprechen für das, was nachfolgt. Deswegen kommt ein spielerischer Anfang nur infrage, wenn auch im weiteren Verlauf immer wieder mit spielerischen Elementen gearbeitet wird. Viele der dargestellten Varianten lassen sich sehr gut mit Namensschildern ergänzen: (a) vorbereitete Ansteckschildchen, (b) Moderationskarten, auf die der Name mit einem Moderationsstift geschrieben wird; mit Tesakrepp ans Revers heften (im Stuhlkreis), (c) DIN-A4-Karton – vielleicht bunt, längs gefaltet – vor sich auf den Tisch (falls vorhanden) stellen.
Oft ist es auch sinnvoll, sich bereits am Anfang auf eine Namensregelung zu einigen: (a) Sie oder Du, (b) Sie und Vornamen usw. Respektieren Sie dabei die Meinung von Minderheiten, insbesondere den Wunsch nach Selbstschutz durch Distanz. Vielen TN widerstrebt es, sich zu früh zu “duzen“, ohne einander richtig zu kennen.
Literaturhinweise: Geißler 2005a, 2010a; Rabenstein/Reichel/Thanhoffer 2009
Autor: Ulrich Müller