Aktionsform
Kennenlernen (dynamisch)
Infobox
Lernziel |
Kopf, Herz |
Konkretisierung |
sprachlich, bildhaft, unmittelbar
|
Aktivierung |
erarbeitend |
Sozialform |
Plenum, Gruppenarbeit |
Lernphase |
Einsteigen |
Material/ Medien |
vorbereitete Bingobögen, Stoppuhr, Karten, Stifte, Spielkarten |
Verwandte |
Vorstellungsrunden, Erwartungsinventar, Kugellager |
Teilnehmerzahl |
bis 100 TN |
Zeit |
5 – 15 Min. |
Das gegenseitige Kennenlernen der Seminarteilnehmer zu Beginn eines Seminars ist einer der bedeutenden Erfolgsfaktoren gut verlaufender Seminare. Die hier vorgestellten Methoden stellen eine Alternative zu den klassischen Vorstellungsrunden dar.
1. Einsatzmöglichkeiten
- für den Einstieg in das Seminar,
- um etwas über die TN zu erfahren,
- um mit den TN in Kontakt zu kommen,
- für ein dynamisches und spaßiges Kennenlernen.
2. So wird’s gemacht
Autogramm-Bingo/Autogramme sammeln
- Zu Beginn des Seminars erhält jeder ein Blatt mit fünf-mal-fünf-Kästchen. In jedem Kasten steht eine Aussage (z.B. „hat genau zwei Kinder“, „arbeitet bereits mit Produkten der Firma xy“, „hat einen täglichen Weg zur Arbeit zwischen 50 und 70 km“ etc.).
- Ziel ist es nun, in der Gruppe einen TN zu finden, der dieses Kriterium erfüllt. Von diesem erhält man ein Autogramm im entsprechenden Kästchen.
- Wer eine komplette Reihe gefüllt hat, darf laut „Bingo“ rufen und sich als Gewinner fühlen.
- Die Bingo-Komponente kann man auch weglassen. Dann geht es lediglich darum, in zehn Minuten möglichst viele Unterschriften zu sammeln.
Diese Aktionsform eignet sich besonders auch für sehr große Gruppen!
Drei Aussagen – eine Lüge
- Jeder TN erhält drei Karten. Auf jede Karte soll er eine Aussage über sich aufschreiben – dabei ist eine falsch (Beispiel.: Karte 1: Ich bin drei Mal im Jahr in Florida; Karte 2: Letzte Woche habe ich im Lotto gewonnen – leider nur drei Richtige; Karte 3 (Lüge): Ich bin allergisch gegen Sellerie).
- Ein TN beginnt und tritt nach vorne. Er pinnt die drei Aussagen an. Der Rest der Gruppe hat nun die Aufgabe, sich darauf zu verständigen, welche der Aussagen wohl die Lüge ist. Jeder TN darf dabei nur eine einzige Frage stellen, die nur mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten sind.
- Ist die Lüge enttarnt, kommt der nächste TN an die Reihe.
Übereinstimmungen/Unterschiede suchen
- Die TN werden in Dreiergruppen zusammengeführt. Der Auftrag ist nun in dieser Konstellation etwas zu finden, dass alle verbindet bzw. das alle unterscheidet. Dazu gibt es fünf Minuten Zeit.
- Die Gruppen stellen dann der Reihe nach vor, was als unterscheidendes oder verbindendes Element gefunden wurde. Als Ziel wird vorgegeben, ein möglichst exotisches verbindendes Element zu finden.
Schwarze Liste
- Jeder TN erhält fünf Spielkarten, Erbsen, Murmeln o.Ä.. Die Teilnehmer werden aufgefordert sich frei im Raum zu bewegen und sich zu zweit zusammenzufinden, um sich gegenseitig bekanntzumachen.
- Bei dieser Vorstellung dürfen bestimmte Worte nicht ausgesprochen werden. Diese stehen auf der „Schwarzen Liste“ (einem von allen gut einsehbaren Flipchart). Der SL kann beispielweise die Klassiker „Ja, Nein, Schwarz, Weiß“ anschreiben. Bedeutend spannender wird es aber, wenn man stattdessen typische Begriffe wie den Firmennamen, die Abteilungsbezeichnung, häufig verwendete Begriffe wie „Kinder“, „Schule“ oder „studiert“ auslassen.
- Wer einen Begriff verwendet, der auf der Schwarzen Liste steht, muss seinem Gegenüber eine Spielkarte abgeben.
- Der Seminarleiter ist dabei „Taktgeber“, d.h. er gibt ein Zeichen, wann man sich einen neuen Partner zu suchen hat.
- Wer am Ende die meisten Karten hat, darf sich als Gewinner fühlen.
Kennenlern-Kugellager
- Das Kugellager eignet sich hervorragend, um das Kennenlernen der Gruppe voranzutreiben. Häufig sind neue Gruppen zu Beginn eines Seminars noch unsicher und im Gespräch zurückhaltend.
- Neben der Organisation in einen Innen- und Außenkreis sollten Sie als SL noch einige Gesprächsanlässe liefern. Diese Leitfragen werden am Flipchart angeschrieben und können auch bereits mit dem Seminargegenstand verknüpft sein („Was würde ich tun, wenn ich eine Million im Lotto gewinne?“, „Den letzten großen Streit mit einem Kollegen hatte ich bei …“). .
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Je nach Gruppengröße und Seminar lässt sich das gegenseitige Kennenlernen unterschiedlich gestalten. Gerade bei Seminaren mit zeitlich kurzer Dauer wird häufig versucht, die Zeit für diesen Schritt einzusparen – mit dem Ergebnis, dass sich die Gruppe häufig „unpersönlich“ und kalt präsentiert. Weitere Hinweise zur Einstiegsphase finden Sie auch unter Einsteigen.
4. Vorteile / Chancen – Nachteile / Probleme
Vorteile & Chancen
- fördert das Kennenlernen,
- TN tauschen sich untereinander aus,
- sorgt für einen guten Seminareinstieg und führt zu unverkrampfter Atmosphäre.
Nachteile & Probleme
- erfordert Zeit,
- nicht alle TN bekommen immer alles von allen mit,
- kann zu einem turbulenten Einstieg führen.
Dr. Balkes rät:
„Das Kennenlernen im Seminar ist ungeheuer wichtig. Bedenken Sie aber: Die TN verspüren häufig den Wunsch, dass es schnell inhaltlich losgeht. Wird eine umfassende Kennenlernrunde mit einer langwierigen Erwartungsabfrage verbunden, dann kann das ein Zuviel des Guten sein.“
Literaturhinweise:
Biech 2008
Autor:
Jan-Torsten Kohrs