Aktionsform
Bildbetrachtung
oder: Arbeit mit Bildern
Bildbetrachtung ist eine assoziative oder meditative Aktionsform, bei der Bilder die Grundlage für Gespräche bilden: Die TN wählen unter einem thematischen Impuls Bilder aus, die ihre jeweiligen Erfahrungen, Einstellungen, Gefühle widerspiegeln.
1. Einsatzmöglichkeiten
- um in ein Thema einzusteigen und Erfahrungen, Einstellungen und Gefühle dazu sichtbar zu machen und zu deuten
- für das ergänzende Symbolisieren bei einem Blitzlicht
- für die Manöverkritik in Schlussbesprechungen, um die emotionale Seite (z.B. Wohlbefinden, Turbulenzen usw.) zu aktivieren
2. So wird’s gemacht
- Legen Sie die Bilder gut sichtbar aus (z.B. in einem Kreis angeordnet). Faustregel: etwa doppelt so viele Bilder wie TN!
- Lassen Sie den TN Zeit, diese auf sich wirken zu lassen.
- Geben Sie einen thematischen Impuls/eine Frage.
Beispiele für Fragen/Impulse zur Annäherung an ein Thema:
- Suchen Sie sich bitte ein Bild aus, das für Sie in irgendeiner Weise mit dem Thema zu tun hat!
- Welches Bild drückt Ihre Einstellungen oder Ihre Gefühle zum Thema aus?
- Welches Bild spiegelt Ihre Erfahrungen zum Thema am besten wider?
Beispiele für Fragen/Impulse zur Auswertung einer Veranstaltung:
- Wenn Sie an den heutigen Tag denken: Welches Bild spricht Sie am meisten an?
- Wie sieht gerade Ihr persönliches Stimmungsbild aus?
- Die TN wählen ein Bild (höchstens zwei!) aus und gehen an ihren Platz zurück. Wenn zwei TN sich für dasselbe Bild entscheiden, geben sie es in der späteren Erzählrunde untereinander weiter.
- Die TN zeigen ihre Bilder in der Erzählrunde oder im Blitzlicht und kommentieren sie. Die Äußerungen werden nicht bewertet. Es gibt auch keine fremde Bildanalyse. Allenfalls Nachfragen oder eigene Eindrücke sind erlaubt (Aktives Zuhören).
- Weiterführung: Die Bilder können im Laufe oder am Ende der Veranstaltung wieder herangezogen werden. Beispiele für Fragen/Impulse: „Was hat sich für mich verändert? Wie würde mein Bild jetzt aussehen?“
- Die Bilder können evtl. zur Erinnerung als Teilnehmerunterlage mitgenommen werden.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Die Bildbetrachtung ist eine sehr brauchbare Aktionsform, um auch zurückhaltenden TN das Sprechen zu erleichtern oder um schwierige Themen anzugehen (z.B. Sterben, Tod). Die Bilder schützen die TN: Sie können indirekt über sich reden. Gleichzeitig geben sie Gefühlen, Einstellungen eine Form und binden sie. Wir haben damit schon häufig „Aha-Erlebnisse“ ausgelöst. TN waren manchmal erleichtert, dass unklare oder ambivalente Gefühle Gestalt bekommen haben und mitteilbar geworden sind. Sie können natürlich auch Betroffenheit auslösen. Bilder haben in der Regel einen “Bedeutungsüberschuss“: Sie können immer wieder zu neuen (Selbst-) Deutungen anregen. Darüber hinaus können Bilder helfen, Gespräche zu fokussieren und vor dem Ausufern zu bewahren. Sie bleiben in der Regel auch deutlicher in Erinnerung als bloße Erzählungen und bieten so bessere Möglichkeiten anzuknüpfen (z.B. für TN nach Vorstellungsrunden).
Auswahl und Vorbereitung der Bilder
- Sie können fertige Bildersammlungen über die Medienzentralen leihen oder besser: selbst eine eigene Kartei aufbauen. Material finden Sie z.B. in Illustrierten, Kalendern, Fotobänden oder in speziellen Mappen.
- Die Bildmotive sollten vor allem thematisch offen sein, z.B. Landschaften, Wege, Türen, Gebäude, Pflanzen, Tiere, Hände, Gesichter, Situationen, Stillleben. Bekannte Personen, persönliche Erlebnisse oder historische Begebenheiten sind nicht brauchbar, weil sie die Assoziationen einengen.
- Montieren Sie die Bilder auf DIN-A4-Karton. Evtl. können Sie diese mit einer Schutzfolie überziehen.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- keine falsche oder richtige Interpretation, sondern nur eine persönliche
Nachteile/Probleme:
- thematisch festgelegte Bilder
- unerwartet starke Betroffenheit bei den TN
Literaturhinweise: Knoll 2007; Weidenmann 2011
Dr. Balkes rät: „Nun, ich rate diesmal nichts, sondern zeige Ihnen ein Bild: So ist es mir beim Schreiben von Spielend Kurse planen manchmal gegangen.“
Autorinnen: Gabi Wunderle, Karina Jarzebski