Aktionsform
Didaktische Weiche
Die „Didaktische Weiche“ ist keine eigentliche Aktionsform, sondern eine Möglichkeit der inneren Differenzierung bzw. der Individualisierung. An manchen Stellen des Kurses können die TN zwischen verschiedenen Lernwegen, Formen der Zusammenarbeit und Inhalten wählen, die sie eine bestimmte Zeit lang verfolgen wollen.
1. Einsatzmöglichkeiten
- wenn unterschiedliche Interessen der TN vorliegen
- um unterschiedlichen Lerngewohnheiten der TN entgegenzukommen
- um auch auf wichtige Interessen von Minderheiten im Seminar einzugehen
- um Entscheidungsspielräume für die TN im Seminar zu eröffnen
2. So wird’s gemacht
Überlegen Sie, wo Sie im Seminar eine Weiche einbauen wollen. Entscheidungshilfe: „Wo lässt sich ein Thema in unterschiedliche Aspekte auffächern?“„Mit welchen unterschiedlichen Aktionsformen ließe sich ein Thema erarbeiten?“„Benötigen die unterschiedlichen Inhalte bzw. Wege in etwa die gleiche Zeit?“„Ist der Aufwand sinnvoll?“
Weisen Sie auf die unterschiedlichen Wahlmöglichkeiten hin, die von Ihnen vorgegeben oder von den TN gewünscht wurden. Listen Sie diese deutlich sichtbar auf. Besser noch: Hängen Sie die entsprechenden Karten oder Plakate an verschiedene Plätze im Raum.
Variante 1: zwischen Sozialformen wählen lassen
Variante 2: zwischen Aktionsformen wählen lassen
Es ist möglich, dasselbe Thema auf unterschiedliche Weise anzugehen, z.B. eine Gruppe entwickelt ein Rollenspiel oder zwei TN überlegen sich ein Experiment zum selben Thema.
Variante 3: zwischen Inhalten wählen lassen
- Sie geben verschiedene Unterthemen an, zu denen sich die TN je nach Interesse zusammenfinden können. So können sich z.B. zum Thema Umweltschutz Untergruppen bilden, die die Themen Waldsterben, Müllentsorgung, Verkehr usw. bearbeiten (Gruppenarbeit 2: Arbeitsteilung).
- Die Ergebnisse der Gruppen-, Einzel- oder Partnerarbeit werden im Plenum besprochen.
Variante 4: zwischen allen Möglichkeiten wählen lassen
Die TN können ein Thema einzeln, mit Partnern oder in Gruppen (= Sozialform), mit unterschiedlichen Zugangsweisen (= Aktionsformen) und unter verschiedenen Aspekten (= Inhalt) behandeln.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Achten Sie darauf, dass die vorgegebenen und gewünschten Wahlmöglichkeiten alle innerhalb derselben Zeit abzuschließen sind. Sonst entstehen Wartezeiten. Ansonsten gelten für die „Didaktische Weiche“ viele unserer Hinweise zur Gruppenarbeit (
Gruppenarbeit 1-6). Bieten Sie Ihren TN die Möglichkeit, sich auch wirklich der Gruppe anzuschließen, deren Methode sie verwenden wollen. Es ergeben sich zwar meist sehr unterschiedliche Gruppengrößen, aber die TN können ihren Interessen folgen.
Auch diese Methode verlangt, dass Sie die Arbeitsaufträge genau erklären und möglicherweise den Gruppen schriftlich vorlegen (
Gruppenarbeit 3: Arbeitsauftrag).
Lassen Sie die jeweiligen Untergruppen ihre Ergebnisse visualisieren, damit die später im
Plenum vorgeführten Themen auch für alle TN nachzuvollziehen sind (
Gruppenarbeit 5: Präsentation).
Achten Sie bereits bei der Planung dieser Aktionsform darauf, dass Ihnen mindestens zwei Räume zur Verfügung stehen. Am besten wäre es natürlich, wenn jede Gruppe einen eigenen Raum hätte (
Gruppenarbeit 6: Räume gestalten).
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- der TN kann die für ihn günstige Lernform auswählen
- unterschiedliche inhaltliche Interessen und verschiedene Facetten werden berücksichtigt
- unterstützt Eigenständigkeit
Nachteile/Probleme:
- die verschiedenen Lernformen müssen in etwa zeitlich übereinstimmen
- zeitaufwendige Aktionsform im Seminar
Literaturhinweise: Wahl/Wölfing/Rapp/Heger 1995
Dr. Balkes rät: „Stellen Sie die Weichen nicht nur zur Differenzierung, sondern auch zur nachfolgenden Integration, damit Ihnen das Ganze nicht entgleist.“
Autor: Ulrich Papenkort