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Aktionsform

Themenzentrierte Interaktion (TZI)

 Infobox

Lernziel Kopf, Herz
Konkretisierung sprachlich
Aktivierung interaktiv, erarbeitend
Sozialform Plenum
Lernphase Erarbeiten, Integrieren, Auswerten
Material/ Medien evtl. Flipcharts, Pinnwände
Verwandte Rundgespräch
Teilnehmerzahl bis 25
Zeit 60-90 Min.
Die Themenzentrierte Interaktion ist eigentlich ein Kommunikationsmodell und wird im Folgenden als Aktionsform beschrieben. TZI ist eine Form des Gesprächs, bei dem nur das Thema gegeben ist, das Ergebnis offenbleibt und der Verlauf weniger vom SL als vielmehr von Postulaten und Hilfsregeln gesteuert wird. Diese sollen helfen, dass die Bedürfnisse der einzelnen TN (Ich), der Gruppe (Wir) und die Notwendigkeiten des Themas (Es) möglichst gleichwertig behandelt werden. Die drei Pole (Ich–Wir–Es) stehen in ständiger Wechselwirkung zueinander und in Beziehung zum Umfeld des Gruppenprozesses (Globe).

1. Einsatzmöglichkeiten

2. So wird’s gemacht


Vorlage für TN

TZI-Regeln
Die Methode der TZI gibt durch Postulate und die daraus abgeleiteten Hilfsregeln konkrete Handlungsanweisungen, die für die gesamte Gruppe während des Gesprächs gelten.
Postulat I: „Sei dein eigener Chairman (= Chef/Anwalt)!“
Du hast die Verantwortung für das, was du aus dieser Sitzung für dich machst. Bestimme selbst, was du sagen willst. Sprich oder schweig, wann du es willst. Versuche, in dieser Stunde das zu geben oder zu empfangen, was du selbst erhalten und geben möchtest. Achte auf das, was dir im Hinblick auf das Thema wichtig ist oder was dir vielleicht sonst wichtig wird. du brauchst nicht zu grübeln, ob das, was du willst, den anderen TN gefällt oder nicht. Sie sind ihre eigenen Chairmen und werden es dir schon mitteilen, wenn Sie etwas anders wollen als du.
Postulat II: „Störungen haben Vorrang!“
Unterbrich das Gespräch, wenn Du nicht wirklich teilnehmen kannst, zum Beispiel wenn du gelangweilt, ärgerlich oder aus einem anderen Grund unkonzentriert bist. Du verlierst sonst nicht nur das Thema, sondern die Gruppe verliert auch Dich und Deine Beiträge. Wenn das Störende geklärt ist, kann es wieder gemeinsam weitergehen.
Hilfsregel 1: Sage „ich“ und nicht „man“ oder „wir“!
Sprich nicht einfach für andere mit. Denn du kannst nicht wissen, was sie denken und wollen.
Hilfsregel 2: Es kann immer nur einer reden!
Wenn mehrere zu Wort kommen wollen, muss eine Regelung getroffen werden (z.B. Handzeichen, Reihenfolge der Meldung).
Hilfsregel 3: Stelle möglichst wenig Fragen, es sei denn, du erläuterst kurz, warum du fragst.
Sonst fühlen sich andere vielleicht verhört oder wissen nicht, auf was du mit deiner Frage eigentlich hinauswillst.
Hilfsregel 4: Vermeide Interpretationen und Spekulationen über andere und mache keine schnellen Schuldvorwürfe!
Wir können nicht in andere hineinschauen. Deshalb: Wenn dich etwas getroffen hat oder irgendwie beschäftigt, beschreibe das entsprechende Verhalten des anderen und was es bei dir auslöst.
TZI_Schaubild

3. Didaktisch-methodische Hinweise

Die themenzentrierte Interaktion ist eine zwischen Gruppentherapie und -dynamik und Unterricht angesiedelte Kommunikationsmethode, die in den Sechzigerjahren von der Psychoanalytikerin Ruth Cohn entwickelt worden ist.
Es ist Ihre Aufgabe als SL, die Balance zwischen den Bedürfnissen der einzelnen TN (Ich), der Gruppe (Wir) und den Notwendigkeiten des Themas (Es) aufrechtzuhalten und ständig wiederherzustellen. Damit gewährleisten Sie, dass mit dem Arbeitsauftrag bzw. dem Thema vorangekommen wird. Die Themenzentrierte Interaktion lässt somit mehr als die klassischen Formen der Gruppenarbeit Platz für Emotionen und die Thematisierung von Schwierigkeiten in der Gruppe. Damit eine TZI gelingen kann, muss sie erst am Modell des Leitenden und anderer TZI-Erfahrener sowie mithilfe der Regeln erlernt und eingeübt werden. Die Regeln sollen dabei weniger eine Technik erläutern als vielmehr eine Haltung verständlich machen: “Freiheit in Bedingtheit“, d.h., auf die eigene Entwicklung zu achten mit dem Respekt vor den anderen (Ergänzungen: Feedback, Störungen).
Die Regeln gelten sowohl für die TN als auch für die Leitenden. Diese sind Vertreter aller persönlichen und thematischen Interessen.
 

4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme

Vorteile/Chancen:
Nachteile/Probleme:

 

Literatur: Cohn 2009; Krull/Mischke 1995; Langmaack 2011; Rechtien 1988

Dr. Balkes rät: „Achtung: Auf gruppendynamisch ungeübte TN wirkt TZI sehr therapeutisch.“
 
Autoren: Martin Alsheimer, Michaela Gerds