Medium/Material
Overhead-Projektor
oder: Tageslichtprojektor, Polylux
Mithilfe eines Overhead-Projektors werden transparente, beschriebene oder bedruckte Folien vergrößert an die Wand projiziert. Die technische Konstruktion im Projektor (Spiegel und Linse) sorgt dafür, dass der SL zu den TN blicken kann und gleichzeitig die Folien vor sich liegen hat. Bisweilen ist am Overhead-Projektor eine Rollenfolie montiert, auf der fortlaufend geschrieben werden kann.
1. Einsatzmöglichkeiten
- zur Visualisierung bei Vorträgen, Unterrichtsgesprächen und vielen anderen Aktionsformen: projizierter Text und Abbildungen ergänzen das gesprochene Wort
- um im Seminarverlauf für alle TN sichtbar mitzuschreiben und Argumente, Ideen bzw. Ergebnisse zu protokollieren (z.B. Brainstorming)
- zur Präsentation von Arbeitsergebnissen aus Gruppenarbeit, v.a. wenn andere Medien (Flipchart, Pinnwand) nicht zur Verfügung stehen
2. Das brauchen Sie dafür
- Overhead-Projektor, ggf. als eigenes mobiles Gerät,
- großzügige Projektionsfläche: weiße Wand im Seminarraum oder eigene Projektwand (Leinwand),
- vorbereitete Folien; hitzebeständig für Ausdruck in Kopierer oder Laserdrucker,
- leere Folien für spontane, zusätzliche Erläuterungen oder für Gruppenarbeiten,
- Rollenfolie, wenn Sie umfangreichere Inhalte im Seminar fortlaufend notieren wollen,
- Folienstifte in verschiedenen Farben, Strichstärken, wasserlöslich oder wasserfest,
- ggf. Zeigestäbchen, Pfeile o.Ä., um auf der Projektionsfläche gezielt auf etwas zu zeigen.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Der Overhead-Projektor ist ein klassisches Medium, das zwar vom
Beamer mehr und mehr verdrängt wird, jedoch an vielen Bildungseinrichtungen und Schulen nach wie vor weit verbreitet ist. Die besondere Stärke des Overhead-Projektors liegt in seiner unkomplizierten und effizienten Handhabe:
- unproblematischer und schneller Aufbau, nur ein Gerät wird benötigt,
- keine besonderen Vorkenntnisse notwendig, die meisten Overhead-Projektoren auch verschiedener Hersteller werden analog bedient,
- kaum technische Widrigkeiten: kein Datenverlust, kein Absturz, keine Kompatibiltätsprobleme,
- Änderungen und Ergänzungen an der Präsentation während des Vortrags möglich,
- günstig in Anschaffung und Betrieb, lange Lebensdauer,
- auch ohne Verdunkelung und bei schwierigen Lichtverhältnissen einsetzbar, zudem etwas größere Präsentationsfläche als beim Beamer.
Präsentationen am Overhead-Projektor ermöglichen eine unmittelbarere, lebendigere Darbietung des Inhalts mit geringerer Distanz zwischen Präsentator und Präsentation, als das mit dem Beamer möglich ist.
Der Overhead-Projektor ist ein Kurzzeitmedium, das Bilder und Texte für einen ausgewählten Moment präsentiert und so die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Inhaltspunkt lenkt. Es bietet sich an, parallel Dauermedien einzusetzen, z.B. Übersichten und Thesen an einer Pinnwand. Die Präsentation am Overhead-Projektor kann dann Einzelheiten, Beispiele oder Zusatzinformationen Punkt für Punkt näher erläutern.
Präsentationstechnik „Fortlaufend entwickeln und ergänzen“
- Live-Folien werden während des Seminars geschrieben bzw. gezeichnet, bisweilen als Ersatz für fehlende andere Medien (z.B. Tafel).
- Bei der Overlay-Technik werden vorbereitete Folien nacheinander übereinandergelegt und die Präsentation (z.B. Abbildung) schrittweise aufgebaut.
- Die Striptease-Technik (auch: Abdecktechnik) kehrt dieses Prinzip um, hier werden mehrere übereinanderliegende Folien schrittweise entfernt, z.B. um etwas Verdecktes zu „enthüllen“.
- Beim Folienpuzzle wird eine gestaltete Folie zerschnitten, die einzelnen Schnipsel werden in der Präsentation nach und nach aufgelegt, z.B. um eine Bildergeschichte zu entwickeln.
Präsentationstechnik „Abläufe und Bewegungen darstellen“
- Funktionstransparente Folien veranschaulichen technische Abläufe, indem der Modus einer bestimmten Funktion auf der Folie vereinfacht nachgestellt wird (z.B. Motoren, Pumpen).
- Bewegliche Auflageelemente verdeutlichen bildhaft Vorgänge, z.B. durch Pfeile, Punkte, Symbole oder farbige Folienstreifen (z.B. einen farbigen Punkt auf einen Folienstreifen malen; dieser Punkt kann nun durch einen Körper wandern und die Ausbreitung eines Erregers verdeutlichen).
- Originalgegenstände auflegen: Setzen Sie das überall dort ein, wo Konturen wichtige Informationen vermitteln (z.B. verschiedene Werkzeuge zunächst vorstellen und nebeneinander auf den Projektor legen, um die Unterschiede zu verdeutlichen; nachher die Beispiele von Hand zu Hand gehen lassen).
Tipps für die Foliengestaltung
- Die Stärke des Mediums liegt weniger in der Präsentation von Texten als vielmehr in der Form von Bildern (Abbildungen, Diagramme, schematische Darstellungen, Fotos, Originalmaterialien usw.), die das gesprochene Wort ergänzen. Sie erreichen dadurch eine höhere Konkretionsstufe.
- Die Qualität einer Overhead-Präsentation wird maßgeblich von der Güte der Gestaltung bestimmt: Gerade Zeilen (ein liniertes oder kariertes Papier unter der Folie erleichtert die Beschriftung), Groß- und Kleinschreibung sowie einheitliche Gestaltungselemente (vgl. Visualisierung) schaffen eine übersichtliche und attraktive Präsentation.
- Berücksichtigen Sie bei Texten die Größe des Seminarraums, d.h., schreiben Sie groß genug. Als Faustregel gilt:
Abstand der TN von der Projektionsfläche |
Schriftgröße mindestens |
bis 10 Meter |
5 mm |
10 – 15 Meter |
10 mm |
15 – 20 Meter |
15 mm |
Tipps für den Einsatz
- Gezielter Einsatz: Im Unterschied zur Präsentation über den Beamer ist der Overhead-Projektor für die Präsentation eher ausgewählter, speziell vorbereiteter Folien bestimmt. Vorträge mit zu vielen, oft unübersichtlichen Folien („Folienschleuder“) irritieren die TN.
- Anmoderation: Kündigen Sie die einzelnen Folien vor dem Auflegen vorab an, z.B. über einen Hinweis: „Ich zeige Ihnen jetzt …“. Das erhöht die Aufmerksamkeit.
- Wirken lassen: Lassen Sie die einzelnen Folien ausreichend lange auf dem Overhead-Projektor liegen, um den TN genügend Zeit zu geben, das Gezeigte zu erfassen.
- Vermeiden Sie es, eine Folie weiterhin zu projizieren, wenn Sie längst beim nächsten Thema sind.
- Ausschalten: Bei längeren Pausen und beim Wechsel von Aktionsformen ist es besser, den Projektor auszuschalten. Der Brummton stört, die weiße Fläche lenkt die Aufmerksamkeit ab.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- einfache, schnellere Handhabung
- Blickkontakt zu TN bleibt aufrechterhalten
Nachteile/Probleme:
- Folien müssen eigens ausgedruckt oder geschrieben werden
- Änderungen bzw. Aktualisierungen sind aufwendig
- begrenzte Darstellungsmöglichkeiten, keine multimediale Möglichkeiten wie Beamer
- je nach Zielgruppe: wirkt entweder veraltet oder leicht „oberlehrerhaft“: typisch Schule, typisch Frontalunterricht
Literaturhinweise: Hund 2003; Schildt/Kürsteiner 2006; Will 1994
Dr. Balkes rät: „Unscharfe Kopien, vergilbte Folien und mit Spucke korrigierte Schreibfehler sind ausgezeichnete Strategien, um Ihre Zuhörer in den besonderen Flair von Vorlesungen des vergangenen Jahrhunderts zurückzuversetzen.“
Autoren: Martin Alsheimer, Ulrich Iberer