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Aktionsform

Stationenlernen

Infobox

Lernziel Kopf, Herz, Hand
Konkretisierung sprachlich vermittelt, bildlich vermittelt, unmittelbar
Aktivität für die Lernenden interaktiv, erarbeitend
Sozialform Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Partnerarbeit
Lernphase Erarbeiten, Integrieren
Medien/ Material
Verwandte
Dauer 30–120 Min.
Teilnehmerzahl 8−80

oder: Lernzirkel, Lerntische

Stationenlernen ist eine freie und offene Arbeitsform, bei der das Thema in Teilbereiche gegliedert und für die Bearbeitung durch die TN auf Stationen verteilt wird.

1. Einsatzmöglichkeiten

2. So wird’s gemacht

Die Grundform

Sie benötigen für diese Aktionsform einen ausreichend großen Raum, in dem Sie die aufbereiteten (Teil-)Themen auf Stationen verteilen können. Eine Station kann dabei beispielsweise ein mit Material belegter Tisch, eine Pinnwand, ein Bistrotisch mit Laptop, ein Wandposter, etc. sein. Bei der Vorbereitung sollten die TN nach Möglichkeit nicht anwesend sein. Bereiten Sie für jede Station einen klaren Arbeitsauftrag in schriftlicher Form vor.

Führen Sie die Gruppe in den Raum und machen Sie im Plenum mit der weiteren Vorgehensweise vertraut. Anschließend bilden Sie Kleingruppen (Gruppenarbeit, Gruppenbildung), die sich auf die Stationen verteilen, sodass an jeder Station nur eine Gruppe steht. Dabei ist es hilfreich, wenn es mehr Stationen als Gruppen gibt, sodass einzelne Stationen zunächst unbesetzt bleiben. Die Gruppen beginnen nun, den Arbeitsauftrag an der Station zu bearbeiten. Ist die Bearbeitung abgeschlossen, wechseln die Gruppen selbstständig zur nächsten freien Station. Sind alle Stationen besucht und bearbeitet worden, dann ist der Lernzirkel abgeschlossen.

Variationsmöglichkeit
„Stationentyp“

Ein Lernzirkel wird vor allem dann besonders lebendig und attraktiv für die TN, wenn unterschiedliche Arten von Stationen zum Einsatz kommen. Die nachfolgenden Formen lassen sich leicht variieren und beliebig untereinander kombinieren.

An „Aufgabenstationen“ wird ein Arbeitsauftrag ausgelegt, der durch die Gruppe zu bearbeiten ist. Die Aufgaben können sich dabei beispielsweise auf ein Material, einen Text oder auch auf Erfahrungen der TN beziehen. Beispiel: „Welche Gründe fallen Ihnen ein, warum Seminarteilnehmer nicht mit den Gedanken bei der Sache sind? Schreiben Sie jeden Grund auf eine Karte und pinnen Sie die Karten an der Pinnwand an“ (Kartenabfrage).

„Gesprächsstationen“ dienen dazu, die TN in den Austausch zu einer bestimmten Fragestellung zu bringen. Ein entsprechender Impuls kann beispielsweise in Form einer niedergeschriebenen Frage, einer Fallbeschreibung, eines Bildes oder eines Videos gegeben werden. Beispiel: „Starten Sie das Video auf dem Laptop. Sie sehen die Aufnahme eines Beratungsgesprächs. Was fällt Ihnen auf?“ Bei besonders schwierigen Themenstellungen bietet sich eine „moderierte Gesprächsstation“ (Moderation) an. Der Kursleiter begleitet in diesem Fall die Bearbeitung der Aufgabenstellung an der Station.

Es ist auch möglich, „Expertenstationen“ einzurichten, an denen ein für diesen Zweck eingeladener Praxisexperte Fragen beantwortet (Expertenbefragung).

An „Materialstationen“ werden Gegenstände ausgelegt, die eine Relevanz für die Arbeitspraxis der TN haben. Das können hilfreiche Tools sein oder auch Bücher und Fachzeitschriften.

Eine schöne Möglichkeit ist auch die Integration von „Entspannungsstationen“, an denen entweder die sinnliche Arbeit am Thema im Vordergrund steht (z.B. ein Bild zum Thema malen) oder auch eben keine Aktivität erfolgt.

Variationsmöglichkeit
„Wie kommen die TN zu einer Station?“

Den Gruppen wird für die Bearbeitung der Stationen eine bestimmte Reihenfolge vorgegeben. Der Dozent gibt das Zeichen zum Wechsel der Station nach einer festgelegten Zeitspanne. Mit diesem Vorgehen vermeidet man „Staus“ an Stationen. Allerdings muss man sicherstellen, dass die Bearbeitungsdauer an den Stationen jeweils gleich ist.

Variationsmöglichkeit
„Wer arbeitet mit wem?“

Die Arbeit an den Stationen kann in Partner-, Gruppen- oder Einzelarbeit geschehen. Sind die TN nicht in Gruppen gebunden, sondern einzeln unterwegs, dann entstehen an den Stationen jeweils Zufallsgruppen. Aus diesen kann man sich jederzeit wieder entfernen. Für diesen Fall empfiehlt es sich, die Personenzahl an den einzelnen Stationen zu begrenzen (zum Beispiel durch eine Karte mit drei gezeichneten Figuren o.Ä.). Die TN dürfen sich erst dann an diese Station dazusetzen, wenn ein Platz frei geworden ist.

Variationsmöglichkeit
„Ergebnisse festhalten!“

Bei manchen Stationen ist es günstig, Ergebnisse oder Eindrücke durch die TN festhalten zu lassen. Dies kann beispielsweise über eine Kartensammlung an einer Pinnwand oder Notizen auf einem Flipchart geschehen. Solche Ergebnisse lassen sich auch im späteren Verlauf der Veranstaltung gut weiter thematisieren.

Ebenfalls geeignet sind Laufzettel oder Stationenkarten, auf dem der Besuch einzelner Stationen dokumentiert werden kann. Hier lassen sich auch Arbeitsaufträge oder Leitfragen für die einzelnen Stationen ergänzen.

Variationsmöglichkeit
„Hab ich es richtig gemacht?“

An Stationen, die lediglich die Präsentation eines Inhalts zum Ziel haben, kann auf eine Lernkontrolle verzichtet werden. Gerade dann, wenn aber konkrete Aufgaben zu lösen sind, macht eine Überprüfung Sinn. Dieser Check kann entweder durch den SL erfolgen (der dann dazu an die jeweilige Station kommen muss) oder auch in Form einer Selbstlernkontrolle. Für die Selbstüberprüfung ist es beispielsweise möglich, die Lösung in einem Umschlag an der Station zu platzieren. Der Umschlag darf erst geöffnet werden, wenn die Aufgabe bearbeitet wurde. Geben Sie auf dem Lösungsblatt einen Hinweis, dass die TN das Blatt wieder in den Umschlag tun, bevor sie die Station verlassen.

Ebenfalls ist es denkbar, eine Klausur/einen Test auszugeben, bei der sich die Fragen über die Inhalte an den Stationen beantworten lassen.

Variationsmöglichkeit „Graffiti“

Eine sehr einfache Art, das Stationenlernen umzusetzen, besteht darin, mehrere Pinnwände im Raum zu verteilen, auf denen jeweils ein Satzanfang steht. Die TN erhalten den Auftrag, sich mit Ihrer Gruppe an jeder Station auf mögliche Satzfortführungen zu einigen und diese anzuschreiben. Das Ergebnis kann hängen bleiben und von der nachfolgenden Gruppe kommentiert werden. Diese Methode lässt sich ebenfalls leicht variieren und zum Beispiel um Stationen eines anderen Typs erweitern (Graffiti).

3. Didaktisch-methodische Hinweise

Ein Lernzirkel ist eine hervorragende Möglichkeit, um Gruppen selbstgesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu ermöglichen. Allerdings erfordert die Methode auch ein hohes Maß an Planung und Vorbereitung. Da Sie als SL kaum an verschiedenen Stationen Aufgaben erklären oder Fragen beantworten können, müssen sowohl das Material als auch die Arbeitsaufträge sehr gut vorbereitet sein. Damit ein Lernzirkel gut funktioniert, ist es von großer Bedeutung, dass das Material ansprechend ist und den Wunsch weckt, sich damit auseinanderzusetzen.

Eine Hürde für den Einsatz des Stationenlernens ist häufig in der Persönlichkeit des SL begründet. Viele SL tun sich schwer, die Hoheit über das Geschehen im Seminarraum an die Gruppe abzugeben – schließlich hat man beim Stationenlernen wenig unmittelbare Kontrollmöglichkeiten und keine Gewissheit, dass das Thema in der ursprünglich angedachten Art und Weise bearbeitet wird.

Je mehr Freiheitsgrade Sie den TN einräumen, desto höher ist in der Regel auch die Motivation. Wie kaum eine andere Methode bietet das Stationenlernen den TN die Möglichkeit, selbstständig genau das Thema in Angriff zu nehmen, welches sie auch besonders interessiert!

4. Vorteile/Chancen − Nachteile/Probleme

Vorteile & Chancen:

Nachteile & Probleme:

Literatur: Malottke/Langenkamp 2014

Autor: Jan-Torsten Kohrs

Dr. Balkes: „Auf den ersten Blick wirkt die Vorbereitung vieler Stationen sehr aufwendig. Aber es lohnt sich! Die größere Herausforderung besteht für viele SL darin, dass man nicht alles kontrollieren kann. Haben Sie Vertrauen zu Ihren TN – die Arbeit an Stationen wird als sehr positiv aufgenommen und sorgt in der Regel für tolle Ergebnisse!“

Für die Literaturliste: Langenkamp, Dirk/ Malottke, Annette (2014): Stationenlernen in Trainings und Seminaren: Wie individuelles Lernen in der Gruppe gelingt. Weinheim: Beltz