Aktionsform
Fragebogen
Die TN beantworten schriftlich Fragen zum Thema oder Seminar.
1. Einsatzmöglichkeiten
- vor einer Lernsequenz/Seminarbeginn, um Erfahrungen, Vorwissen und Interessen zu aktivieren und zu erhalten
- nach einer Lernsequenz/Seminarabschluss, um subjektive Einschätzungen aus Teilnehmersicht zu erhalten Auswertung
- zur Evaluation auf der Prozessebene oder Inhaltsebene
2. So wird’s gemacht
Variante 1
Ein Beispiel für einen einfachen Fragebogen, den die TN in ca. 10 Min. ausfüllen können, finden Sie nachstehend. Sie können diesen unproblematisch mit 1–2 eigenen Fragen ergänzen.
Fragebogen für die kurze Seminarevaluation:
- Was waren die wichtigsten Dinge, die Sie im Rahmen des Seminars gelernt haben?
- Was war insgesamt gesehen gut?
- Was war insgesamt weniger gut?
- Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
- … und sonst noch etwas?
Gesamturteil der Veranstaltung in Noten:
|1|2|3|4|5|6|
Variante 2
Sehen Sie sich in der Literatur einige Beispiele für Fragebögen an, vielleicht finden Sie einen Vorschlag, der für Ihr Seminar passt (s. Literaturhinweise).
Variante 3
Entwickeln Sie Ihren eigenen, individuellen Fragebogen! Folgende Hinweise sollten bei der Gestaltung von Fragen berücksichtigt werden:
- Zunächst sollten Sie sich bewusst machen, welche Informationen Sie mittels des Fragebogens erhalten möchten.
- Achten Sie auf eine sinnvolle Reihenfolge der Fragen.
- Jede Frage sollte sich nur auf einen Indikator/Sachverhalt beziehen, so können Missverständnisse bei den Befragten vermieden werden.
- Die grafische Gestaltung des Fragebogens sollte ansprechend sein.
- Die gewählte Sprache des Fragebogens sollte dem TN-Kreis angepasst sein bzw. die Begrifflichkeiten eindeutig sein.
- Vorteilhaft ist, den Fragebogen vorab zu erproben, um mögliche Fehlerquellen (wie z.B. Verständlichkeit, Zeitdauer usw.) frühzeitig festzustellen und zu beheben.
Mögliche Frageformen (Fragen):
Prinzipiell lassen sich offene und geschlossene Fragen voneinander differenzieren:
- Offene Fragen: Offene Fragen werden vor allem dann eingesetzt, wenn sich die Befragten frei zu einem Aspekt äußern sollen. Ihnen stehen keine Antwortmöglichkeiten zur Verfügung, insofern können vor allem subjektive Einschätzungen erhalten werden. Bei Bedarf können Hinweise gegeben werden, auf welche Gesichtspunkte sich die Antwort beziehen soll (z.B. „Was hat Ihnen gefallen z.B. bei der Methodenwahl, in der Gruppe, am Kursleiter?“).
Varianten offener Fragen:
- Lückentexte und Satzanfänge, die ergänzt werden sollen (z.B. „In dieser Kurseinheit konnte ich nicht konzentriert mitarbeiten, weil …“) (Graffiti),
- Themenstellungen zur freien schriftlichen Bearbeitung (z.B. „Wie ich das Thema … nun nach dem Seminar sehe“).
- Geschlossene Fragen: Bei geschlossenen Fragen sind die Antwortmöglichkeiten bereits vorgegeben, sollten im Vorfeld jedoch genau überdacht werden. Durch ein Optionsfeld “Sonstiges“ können Sie den TN die Möglichkeit geben, weitere Aspekte hinzuzufügen.
Varianten geschlossener Fragen:
- Alternativfragen (Ja/Nein-Antworten),
- Auswahlfragen (Alternativ-, Mehrfachantworten) (Berücksichtigen Sie, dass dies entsprechend auf dem Fragebogen vermerkt wird),
- Einschätzskalen (sog. Ratings) mit Einstufungs- oder Abstufungsmöglichkeiten, z.B. Zahlen von 1–5 oder bestimmten Aussagen (sog. Statements), z.B. „trifft zu … trifft nicht zu“.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Der Fragebogen kann von den TN schriftlich im Rahmen des Seminars, aber auch nach einem gewissen Zeitabstand bspw. über einen Online-Fragebogen ausgefüllt werden. In Bezug auf die Evaluation ist der Fragebogen das gängigste Erhebungsinstrument und zielt im Unterschied zum Test weniger auf die präzise Ermittlung des Lernfortschritts. In der Regel fragt er eher subjektive Einschätzungen zum Lernfortschritt, zur Übertragbarkeit in den Alltag usw. ab („Glauben Sie, dass Sie das im Seminar erworbene Wissen in Ihrem beruflichen Alltag anwenden können?”). Vor allem aber sollen durch den Fragebogen Informationen gewonnen werden über die Passung zwischen dem Lehrangebot einerseits und den Lernbedürfnissen andererseits. Denken Sie daran, die Ergebnisse sorgfältig zu prüfen und zu reflektieren, um wertvolle Rückschlüsse für kommende Seminare zu ziehen.
Der Test ermittelt also eher Informationen über die Lernseite, der Fragebogen über die Lehrseite des Lehr-/Lernprozesses. Beide Seiten bilden das Ganze!
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- präzise Antworten in schriftlicher Form
- keine Verfälschung durch Gruppenmeinungen wie bei offenen Auswertungsverfahren, z.B. Blitzlicht
- kann mehrmals eingesetzt werden
- eine große Anzahl an Personen kann befragt werden
Nachteile/Probleme:
- Einzelarbeit: Sicht der anderen bleibt den TN verborgen
- Suggestivfragen (dem Befragten wird die Antwort in den Mund gelegt)
- evtl. geben TN Antworten im Sinne der sozialen Erwünschtheit (gegenüber SL)
- SL interpretiert Antworten (zu den offenen Fragen) evtl. sehr subjektiv
Literaturhinweise: Beywl/Schepp-Winter 2000; Reischmann 2006; Zech 2008
Dr. Balkes rät: „Verwenden Sie im Rahmen eines Seminars einen Fragebogen, dann sollten Sie in knappen Worten die Relevanz und das gewünschte Ziel des Fragebogens kurz erläutern und sich im Anschluss an die Auswertung bei den Befragten bedanken. So schaffen Sie bei den TN eine Akzeptanz bezüglich des Fragebogens.“
Autoren: Martin Alsheimer, Michaela Gerds