Aktionsform
Aktive Textarbeit
Infobox
Lernziel |
Kopf |
Konkretisierung |
sprachlich, bildhaft
|
Aktivierung |
erarbeitend
|
Sozialform |
Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Plenum |
Lernphase |
Erarbeiten, Integrieren, Auswerten |
Material / Medien |
Vorbereitete Texte, ggf. Marker, Präsentationsmaterial, Pinnwand, Flipchart |
Verwandte |
Gruppenarbeit 5: Präsentation von Gruppenergebnissen, Leittext, Mix-Gruppen, Wachsende Gruppe, Vernissage |
Dauer |
10-120 |
Teilnehmerzahl |
4-24 |
Die Arbeit mit Sach- und Fachtexten gehört zu den häufigsten Vorgehensweisen bei der Wissensvermittlung in Seminaren. Neben dem klassischen Vorgehen, bei dem Texte gelesen und anschließend diskutiert werden, bieten sich verschiedene methodische Möglichkeiten für anregende und aktive Textarbeit an.
1. Einsatzmöglichkeiten
- um eine intensive und aktive Auseinandersetzung mit dem Text sicherzustellen
- um umfassende Texte arbeitsteilig zu bearbeiten
- um alternative Zugangsformen zu Texten zu erschließen
- als Möglichkeit, um kommunikative, rhetorische und soziale Kompetenzen zu stärken
- um eine intensive Diskussion des Texts anzuregen
2. So wird’s gemacht
Variante 1: Text schwärzen/Textdimmer
- Geben Sie den zu bearbeitenden Text und schwarze Marker aus.
- Formulieren Sie den Arbeitsauftrag: „Normalerweise markiert man mit Textmarkern wichtige Stellen oder Passagen. Heute arbeiten wir anders: Schwärzen Sie im Text alle Passagen, die nicht zwingend für das Verständnis erforderlich sind. Lassen Sie nur die wichtigen Begriffe und Kernsätze lesbar.“
- Das „Schwärzen“ kann in Einzel- oder Partnerarbeit erfolgen. Der geänderte Blickwinkel auf Texte reicht aus, um die TN zu einer gründlichen und sorgfältigen Bearbeitung zu motivieren.
- Lassen Sie die geschwärzten Texte im Plenum oder in Kleingruppen diskutieren.
Variante 2: Arbeitsteilige Texterschließung in Mix-Gruppen
- Bereiten Sie die Literatur für die Bearbeitung vor. Teilen Sie dazu den Text in Abschnitte auf, die von Umfang und inhaltlichem Gewicht her vergleichbar sind.
- Im Seminar stellen Sie die Methode vor und teilen Sie die Gruppe in Kleingruppen auf (für die Gruppenbildung siehe auch Gruppenarbeit 4: Gruppenbildung). Jede Kleingruppe erhält nun einen Textabschnitt. Stellen Sie sicher, dass ausreichend Kopien des Textes vorhanden sind (jeder soll mitlesen können).
- Phase 1 „Expertengruppen“: Die Gruppen erschließen sich den Text und arbeiten Kernpunkte und Fragestellungen heraus (Expertengruppen).
- Phase 2 „Mix-Gruppen“: Im nächsten Schritt werden die Gruppen gemischt, d. h., es werden neue Gruppen gebildet, in denen für jeden Textabschnitt je ein Experte vertreten ist. In diesen neu gebildeten Gruppen werden nun alle Abschnitte des zu bearbeitenden Texts der Reihe nach besprochen.
Variante 3: Vortrag mit eingebautem Fehler
- Geben Sie unterschiedliche Sachtexte aus, die nach einer Vorbereitungsphase dem Plenum präsentiert werden sollen (Teilnehmerreferat).
- In den Vortrag sollen drei Fehler eingebaut werden, z.B. bewusste Übertreibungen, offensichtlich falsche Jahreszahlen, Zitate von nicht passenden Personen. Die Fehler sollten so offensichtlich sein, dass das Plenum eine reelle Chance hat, diese auch als solche zu entlarven. Alternativ kann man den Auftrag so fassen, dass drei Fehler mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad eingebaut werden („Anfängerfehler“, „mittelschwerer Fehler“, „Expertenfehler“).
- Als Variation kann derselbe Sachtext durch zwei unterschiedliche Personen getrennt voneinander vorbereitet und mit Fehlern gespickt werden. Beide Texte werden dann nacheinander präsentiert. Nach dem Vortrag kann im Plenum oder in Kleingruppen diskutiert werden, wo der Fehler im Vortrag eingebaut war.
Variante 4: Übersetzung in eine andere Textform
- Geben Sie die zu bearbeitenden Sach- und Fachtexte aus und lassen Sie die Texte in eine andere Textform übertragen oder übersetzen.
- Beispiele: „Wie würde man die Informationen im Text in einer Mindmap darstellen?“ (Mindmap), „Wie würde die Bildzeitung über den Sachverhalt berichten?“, „Wie würde eine Gebrauchsanweisung für dieses Thema aussehen?“.
- Die Ergebnisse werden nach der Bearbeitung im Plenum vorgestellt.
- Hinweis: Auch die Gestaltung eines Plakats oder Posters stellt eine Übersetzung in eine andere Textform dar (Vernissage)!
Variante 5: Top Sieben/Verdichtung in Wachsender Gruppe
- Geben Sie jedem Teilnehmer ein Exemplar des zu bearbeitenden Texts. Der Auftrag besteht darin, die wichtigsten sieben Kernpunkte bzw. Thesen oder Erkenntnisse herauszuarbeiten und diese auf Moderationskarten zu schreiben.
- Im nächsten Schritt gehen jeweils zwei TN in Partnerarbeit oder drei TN in einer Kleingruppe zusammen. Die Ergebnisse werden verglichen, und gemeinsam einigt man sich aus den vorliegenden Karten erneut auf die sieben „besten“ Karten.
- Im nächsten Schritt gehen dann zwei der Gruppen zusammen und einigen sich wiederum auf die „Top Sieben“. Das Verfahren wiederholt sich, bis die „Top Sieben“ im Plenum gefunden wurden.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Die oben beschriebenen Varianten bieten sich auch für die Bearbeitung von Sach- und Fachtexten an, die im Gegensatz zu Leittexten nicht speziell für den Einsatz im Seminar aufbereitet sind. TN nehmen es in der Regel positiv auf, wenn das häufige „Wir lesen einen Text und sprechen dann drüber“ abwechslungsreich gestaltet wird. Viele weitere Aktionsformen lassen sich für die aktive Textarbeit variieren, z.B. die Diskussion von Themen im Aquarium, die Suche nach zentralen Begriffen mittels der Scrabble-Methode oder der Beantwortung der Frage „Was nehme ich für mich von diesem Text mit?“ analog zu Auf der Heimfahrt. Eine Herausforderung besteht in der Auswahl geeigneter Texte und der Aufteilung in geeignete Portionen. Diese sollten so bemessen sein, dass sowohl das Lesen als auch die gewünschte Diskussion in einer Veranstaltung möglich sind.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- Aktive Auseinandersetzung mit dem Text
- Diskussion wird angeregt
- Kommunikative und soziale Kompetenzen werden geübt
- Hohes Maß der Beteiligung
Nachteile/Probleme:
- Vorbereitungsaufwand für Aufteilen und Kopieren der Texte ist hoch
- Gesprächs- und Arbeitsphasen sind zeitlich begrenzt und müssen unter Umständen abgebrochen werden
Autor: Jan-Torsten Kohrs