Aktionsform
Statuentheater
oder: Lebendes Bild, Standbild bauen
TN verkörpern ein stehendes bzw. aus eingefrorenen Bewegungen bestehendes Bild bzw. eine solche Skulptur. So wird ein Sachverhalt, eine Idee, ein Problem oder eine Situation dargestellt.
1. Einsatzmöglichkeiten
- um Begriffe „sichtbar“ zu machen Symbolisieren
- um sich (bildnerisch) arbeitend mit ihnen auseinanderzusetzen
- um Vorstellungen von sozialen Situationen zu klären
- um Erfahrungen körperlich zu verlebendigen
- um an Haltungen zu arbeiten
2. So wird’s gemacht
Variante 1: Gruppenarbeit
-
Bitten Sie die TN, sich in Kleingruppen kurz über ein fragliches Thema auszutauschen (z.B. „Die Atmosphäre an meinem Arbeitsplatz“).
-
Geben Sie ihnen dazu den Auftrag, das Ergebnis oder einen Aspekt des Gesprächs gemeinsam in die Form eines Bildes bzw. einer Skulptur aus Menschenleibern zu gießen. Weisen Sie darauf hin, dass möglichst wenig gesprochen und möglichst viel ausprobiert werden soll.
-
Im Anschluss an die Gruppenarbeit stellen alle Gruppen nacheinander ihre Standbilder bzw. Statuen im Plenum vor. Das auswertende Gespräch („Was sehen Sie? Was wird deutlich?“ usw.) kann nach jeder einzelnen Präsentation oder nach allen zusammen erfolgen.
Variante 2: Plenum mit „Bildhauer“
- Suchen Sie einen TN, der bereit ist, zum fraglichen Begriff oder zur fraglichen Situation ein Standbild zu bauen.
- Bitten Sie die anderen TN, sollten Sie „geholt“ werden, sich völlig manipulieren zu lassen. Betonen Sie, dass während des Statuentheaters nicht gesprochen werden darf.
- Fordern Sie den „Bildhauer“ auf, seine Auffassung des Themas ohne Erklärung auszudrücken. Er soll die anderen TN per Hand zu einer Skulpturengruppe führen und ihre Haltung bestimmen. Die erforderliche Mimik kann er den Darstellern vormachen. Er soll signalisieren, wenn das Standbild fertig ist. Dann können die Darsteller für 30 bis 60 Sekunden erstarren und die Zuschauer ihren Eindruck gewinnen.
- Bei der Vorstellung des Standbilds können einzelne oder alle Darsteller evtl. Wörter oder Sätze (z.B. eine Art „Titel“ oder „Bildunterschrift“) sagen, die ihrer Rolle entsprechen bzw. zum Bild passen. Der “Bildhauer“ kann sie ihnen in den Mund gelegt haben. Er kann aber auch die Darsteller antippen, woraufhin sie sagen dürfen, was ihnen einfällt oder wie ihnen zumute ist.
- Lassen Sie das Standbild im Anschluss an die Präsentation beschreiben und interpretieren: von den Zuschauern, den Darstellern und dem Regisseur bzw. in umgekehrter Reihenfolge.
Variante 3: Plenum ohne „Bildhauer“
- Erklären Sie, dass in der Mitte des Raumes Positionen eingenommen werden können, die sich aufeinander beziehen. Ein TN beginnt. Er bezieht Stellung und friert in ihr ein. Der nächste TN positioniert sich so daneben, dahinter, darunter etc., dass es Sinn macht. Das Standbild entwickelt sich so in einer Art von bildnerischem Dialog.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Das Statuentheater ist eine Vorstufe zu komplexeren Spielformen wie dem
Rollenspiel oder dem
Theaterspiel und als solche für alle Beteiligten einfacher zu handhaben. Wo Rollen- oder Theaterspiele „angehalten“ und “eingefroren“ oder Standbilder durch szenisches Spiel „verflüssigt“ werden, kommt es zu entsprechenden Übergängen.
Das Statuentheater ist wie das
Forumtheater eine Aktionsform, die der brasilianische Theatermacher Augusto Boal („Theater der Unterdrückten“) entwickelt hat. Will man es in Reinkultur praktizieren, wird zum Thema erst ein Bild der Realität gestellt, danach eines der gewünschten Utopie. Zum Schluss wird ein Bild entworfen, das den möglichen Übergang vom Real- zum Idealbild darstellt.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- anschaulich und plastisch
Nachteile/Probleme:
- evtl. bloße Darstellung von Klischees
Literaturhinweise: Boal 2007; Hülmeyer/Springer/Roeder/Ehrlich 1999; Knoll 2007; Meyer 2007
Dr. Balkes rät: „Nutzen Sie das Statuentheater! Es lohnt sich.“
Autor: Ulrich Papenkort