zurück

Aktionsform

Fragen-Antworten-Speicher

Infobox

Lernziel Kopf
Konkretisierung sprachlich
Aktivierung erarbeitend
Sozialform Einzelarbeit, Partnerarbeit, Plenum
Lernphase Erarbeiten, Integrieren
Material / Medien Pinnwand, Moderationskarten, Online-Lernplattform; ggf. Tablet/Smartphone
Verwandte E-Portfolio
Dauer 40 bis 60 Minuten (als Methode im Seminar)
Teilnehmerzahl Keine Einschränkung

Kurzbeschreibung

Die TN erarbeiten während des Seminars Fragen und Musterantworten zu besonders wichtigen Seminarinhalten. Die Frage-Antwort-Paare werden in einem (virtuellen) Speicher gesammelt und strukturiert. Der SL ergänzt ggf. mit korrigierenden oder erläuternden Hinweisen. Im Falle einer Lernerfolgskontrolle greift der SL auf diesen Speicher zurück, um daraus die Prüfungsfragen zu gestalten.

1. Einsatzmöglichkeiten

2. So wird’s gemacht

Der Fragen-Antworten-Speicher kann sowohl als Arbeitsmethode innerhalb einer Seminareinheit (Unterrichtsstunde, Seminartag) als auch als begleitende Lernmethode zu einem Seminar im Hinblick auf eine Abschlussprüfung eingesetzt werden.

Als Methode im Seminar:

  1. Sammeln Sie im Plenum via Kartenabfrage aus dem Seminarverlauf Themen, die für die TN besonders relevant erscheinen.
  2. Verteilen Sie die Themen auf Partner- oder 3er-Teams. Zeigen Sie eine beispielhafte Fragestellung mit Musterantwort zu einem (beispielhaften) Thema.
  3. Fragestellungen formulieren: Bitten Sie die Teams, zu ihrem Thema eine passende Frage zu formulieren.
  4. Musterantworten formulieren: Bitten Sie die Teams, zur geschaffenen Frage eine idealtypische Antwort zu formulieren.
  5. Sammeln Sie die Fragen-Antworten-Paare im Plenum auf einer Pinnwand. Klären Sie dabei im Dialog mit den TN mögliche Unklarheiten, Lücken oder Fehler bei den einzelnen Fragestellungen und Musterantworten.
  6. Die Pinnwand bleibt im weiteren Seminarverlauf im Raum stehen und wird ggf. im Fotoprotokoll dokumentiert. Dieser Fragen-Antworten-Speicher kann ab sofort für die Wiederholung von Inhalten durch den SL eingesetzt oder von den TN als Selbstlernmedium zum individuellen Üben genutzt werden.

Als seminarbegleitende Lernmethode:

  1. Erklären Sie den TN bereits zum Beginn des Seminars (Kurs, Ausbildungsgang usw.) den Sinn und das Ziel der Methode.
  2. Falls die Fragen-Antworten-Paare in einer Abschlussprüfung zum Einsatz kommen sollen, machen Sie die Prämissen und Regeln für die Auswahl der Prüfungsfragen transparent.
  3. Zeigen Sie eine beispielhafte Fragestellung und Musterantwort für ein (beispielhaftes) Thema. Sofern zeitlich möglich, üben Sie zusammen mit den TN das Formulieren (ähnlich zur Vorgehensweise der Methode im Seminar).
  4. Erläutern Sie die Organisation des Speicherorts für die Fragen-Antworten-Beiträge. Ideal sind Foren und Blogs in Online-Lernplattformen, auf die TN und SL unabhängig von Zeit und Raum kontinuierlich neue Fragen einstellen oder eingebrachte Beiträge besprechen können (E-Learning).
  5. Das Sammeln der Fragen-Antworten-Paare beginnt: Ab sofort erstellen die TN in Einzelarbeit Fragen-Antworten-Paare und stellen diese selbstständig in den Speicher ein. Ermutigen Sie die TN, bereits in Pausen oder Randzeiten über Tablet/Smartphone live aus dem Seminar heraus Beiträge zu formulieren.
  6. Verfolgen Sie als SL kontinuierlich die eingestellten Beiträge. Geben Sie zu jeder neuen Frage bzw. Musterantwort ein kurzes Feedback, um den TN rückzumelden, wie erfolgreich sie in ihrem Lernprozess sind.

3. Didaktisch-methodische Hinweise

Die traditionelle Lehrmethodik „Präsentieren, Üben, Prüfen” ist für viele Lernende oftmals mit Unsicherheiten und Ängsten verbunden (Prüfung). Vor allem in wissensintensiven Seminaren sehen sich TN mit einer großen Menge an Lernstoff konfrontiert. Gleichzeitig bleibt dem SL weitgehend verborgen, inwieweit die TN dem Curriculum folgen und die Lehrinhalte tatsächlich erfolgreich internalisieren können. An dieser Stelle setzt die Methode „Fragen-Antworten-Speicher” an: Sie leitet die TN an, die dargebotenen Themen kontinuierlich zu üben. Sie motiviert die TN, aus der fremdgesteuerten Lehre einen weitgehend selbstverantworteten Lernprozess zu gestalten. Auf der anderen Seite fokussiert der SL seine Aufmerksamkeit auf genau die Stellen, wo Unklarheiten oder Missverständnisse vorliegen, und unterstützt so die TN in ihren individuellen (Selbst-)Lernprozessen.

Im Zentrum der Methode steht die Umkehrung der gewohnten Rollenzuweisung des Fragenden: Nicht der SL, sondern die TN selbst sind diejenigen, die passende Fragestellungen zum Seminarinhalt erarbeiten. Dieser Perspektivenwechsel, der mit „Lernen durch Lehren” (LdL) als didaktisches Prinzip für die Unterrichtsgestaltung bekannt ist, animiert die TN zu einer aktiven und vertieften Auseinandersetzung mit dem Lernstoff.

Das Moment des „Speichers” (Pinnwand, Online-Lernplattform) macht des Weiteren die Aktionsform zu einer kooperativen Methode und stärkt die Selbstverantwortung der TN für den gemeinsamen und individuellen Lernprozess gleichermaßen. Empfehlenswert ist es daher, die TN über die besonderen Prämissen und den Nutzen in Kenntnis zu setzen:

Sinn:

Ziel:

Das Formulieren der Fragen ist für die TN mitunter eine ungewohnte und neue Aufgabe. Empfehlenswert ist es daher, dass Sie bei der Einführung der Methode Anregungen, Beispiele und Beantwortungsmuster nennen, an denen sich die TN orientieren können.

Eine Frage sollte folgende Kriterien erfüllen:

Eine Musterantwort sollte folgende Kriterien erfüllen:

Die Methode „Fragen-Antworten-Speicher” eignet sich sehr gut zur Vorbereitung auf eine schriftliche oder mündliche Prüfung (Abschlussprüfung). Wenn der SL anbietet, dass die erarbeiteten Fragen-Antworten-Paare bei der Auswahl der Prüfungsfragen zugrunde gelegt werden, werden die TN nochmals besonders motiviert, viele Fragen-Musterantworten-Paare zu erstellen, und zwar möglichst bereits im Seminarverlauf. Der Clou, dass alle an der Organisation der Prüfung mitwirken können, betont das TN-SL-Verhältnis auf Augenhöhe. Der SL muss dabei die Hoheit über den gemeinsamen Lehr-Lehr-Prozess keineswegs aufgeben: In den Formulierungen der Fragen und in den Musterantworten kann der SL erkennen, wo Wissenslücken sind oder wo die TN falsch bzw. unzureichend gelernt haben. Die Methode verschafft dem SL Einblick in die individuellen Lernprozesse und damit wertvolle Information zur weiteren didaktischen Steuerung und Qualitätssicherung des Seminars.

4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme

Vorteile/Chancen:

Nachteile/Probleme:

Literaturhinweise: Berger/Grzega/Spannagel 2009, Walzik 2015

Autor: Ulrich Iberer