Medium/Material Special
Musik
1. Einsatzmöglichkeiten
- um auf ein Seminar („Begrüßungsmusik“) oder auf eine thematische Einheit einzustimmen
- um das Seminar oder eine Lehreinheit abzuschließen
- als Hintergrundmusik in Pausen, in Phasen von Einzelarbeit, Gruppenarbeit,
- um Entspannung zu fördern, Stress abzubauen, gelockerte Atmosphäre zu schaffen
- um zu aktivieren und Energie aufzubauen bei ermüdeten Gruppen (Bewegung/Tanz)
- um gezielt Stimmungen zu erzeugen
- um die Präsentation von Inhalten mit Musik zu begleiten
- als musikalische Erinnerungshilfe („Anker“): „Schlüsselsituationen“ im Seminar werden mit Musik begleitet; diese Musik kann später dazu verwendet werden, an die Situation, die bearbeiteten Inhalte, die Atmosphäre oder das gemeinsame Erlebnis zu erinnern
- um verschiedene Arbeitsschritte mit Musik zu begleiten (z.B. eine Geleitete Fantasie anleiten)
2. So wird’s gemacht
- Bevor Sie selbst Musik einsetzen, ist es natürlich günstig, wenn Sie die positive Wirkung von Musik in Lehr-/Lernsituationen bereits in der Rolle als TN “am eigenen Leib“ erfahren haben. Probieren Sie zunächst, sich selbst in einigen ruhigen Minuten vor einem Seminar mit Ihrer Lieblingsmusik einzustimmen. Diese „Aufbau-Musik“ (Wagner 1993) kann Ihnen Kraft und Ruhe geben.
- Als nächsten Schritt verwenden Sie vielleicht eine Begrüßungsmusik, Musik in Pausen und zum Abschied (Ritual). Sicher wollen Sie dann mit anderen Formen des Musikeinsatzes experimentieren. Dazu bieten sich z.B. „aktive Pausen“ an: Kreistänze, freie Tänze oder Bewegungsübungen zu Musik, um die TN zu lockern und körperbewusster zu machen (Bewegung/Tanz).
Beispiel: „Ausschütteln“
Die Gruppenmitglieder stehen verstreut und beginnen zu schneller, lockerer Musik, einen Körperteil nach dem anderen auszuschütteln: Finger, linke Hand, rechte Hand, linker Arm, rechter Arm, Schultern, Füße, Beine, Po, Wirbelsäule, Kopf … bis sich alle ganz schütteln und ihren gesamten Körper bewegen.
- Auswahl passender Musik: Stücke mit einer Schlagzahl von ca. 60 Schlägen pro Minute wirken eher beruhigend, entspannend. Stücke mit einer Schlagzahl von 80 – 100 eher anregend, aktivierend. Stil und Charakter der Musik gilt es dem Thema, den TN und den eigenen Vorlieben entsprechend auszuwählen. Dafür gibt es keine „harten Kriterien“. Man muss sich durch Experimentieren langsam herantasten und Erfahrungen sammeln.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Der konsequenteste Einsatz wird bislang im Rahmen der Suggestopädie („Superlearning“) praktiziert. Musik ist hier eine entscheidende Stütze beim Aufbau eines entspannten, spielerischen Lernklimas. Im Rahmen suggestopädischen Lehrens wird Musik zu vier Zwecken verwendet:
- Centering: Ein konzentratives Einstimmen auf die Seminarsituation. Zu ruhiger Musik (60er Schlag) wird ein kurzer Text gesprochen, der den TN hilft, sich zu sammeln und im Seminar nicht nur physisch sondern auch psychisch „anzukommen“. Das kann verbunden werden mit einer thematischen Hinführung.
- Aktives Lernkonzert: Zu lebendiger Musik (bevorzugt Allegro-Sätze aus Konzerten von Beethoven, Haydn, Mozart) wird ein neuer Lerninhalt vorgetragen, meist in Form einer Geschichte. Die TN können die Geschichte in ihren Unterlagen mitlesen.
- Passives Lernkonzert: Der gleiche Lernstoff wird in etwas veränderter Form nochmals vorgetragen, nun aber zu ruhiger Musik (bevorzugt Largosätze aus Barockkonzerten z.B. Bach, Vivaldi, Pachelbel).
- Integration: Am Ende eines Seminars werden zu langsamer Musik wichtige Stationen des Lernprozesses nochmals nacherlebt. Die TN lassen die Bilder des Tages in Gedanken nochmals vor ihren Augen vorbeiziehen. Wir können auf diese Formen des Lehrens hier nur hinweisen. Um damit selbst zu arbeiten, sollten Sie eine Ausbildung in Suggestopädie absolvieren, mindestens aber ein Einführungsseminar (vgl. Literaturhinweise und Adressen).
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- fördert Wohlbefinden
- trägt zu einem entspannten, angenehmen Lernklima bei
Nachteile/Probleme:
- gute Musikanlangen nicht überall vorhanden; man muss sie oft mitschleppen
Literaturhinweise: Dhority 1993; Rabenstein/Reichel/Thanhoffer 2009; Wagner 1993
Adressen: Informationen, Materialien und Ausbildung zur Suggestopädie: Deutsche Gesellschaft für suggestopädische Lehre und Lernen, DGSL gem. e.V., Poigenbergerstr. 1, 85669 Pastetten, www.dgsl.de Delphin, Inc., www.delphin-international.com Lernwelt Suggestopädie, www.suggestopaedie.de
Bezugsadresse für Musik: Villa bossaNova, Holz 1a, 42857 Remscheid www.villa-bossa-nova.de
Dr. Balkes rät: „Eine qualitativ hochwertige Anlage ist unabdingbar! Dauerrauschen oder zu leises Abspielen auf einem minderwertigen Gerät bewirken das Gegenteil des Gewünschten. Achten Sie bei der Auswahl von CD-Playern oder externen Lautsprechern für MP3-Player/Computer auf eine gute Tonqualität. Achtung: Falls Sie mit Musik emotionale Prozesse unterstützen wollen, prüfen Sie sorgfältig, ob Sie nicht in die Nähe von Kitsch, Show und Waschmittelwerbung geraten!“
Autor: Ulrich Müller