Aktionsform
Vormachen
Praktische Handlungen, die die TN lernen sollen, werden vorgeführt.
1. Einsatzmöglichkeiten
- wenn die TN eine neue Handlungsweise lernen sollen (z.B. die Bedienung eines Gerätes, die Handhabung eines Gegenstandes)
- um eine möglichst genaue Vorstellung von der auszuübenden Handlung zu gewinnen
2. So wird’s gemacht
- Sorgen Sie für Aufmerksamkeit.
- Achten Sie darauf, dass alle TN Sie beim Vormachen gut sehen können. Scheuen Sie sich nicht, die TN entsprechend „aufzustellen“!
- Führen Sie die Handlung zunächst in normalem Tempo vor. Wiederholen Sie den Handlungsablauf danach nochmals, und zwar langsam und eindringlich. Eventuell ist es günstig, wichtige Elemente besonders hervorzuheben, bis hin zur Übertreibung. Wiederholen Sie den Ablauf mehrmals.
- Weisen Sie begleitend durch kurze Kommentare auf Wesentliches hin.
- Zerlegen Sie komplexe Handlungsabläufe in Teilhandlungen („Elementarisieren“). Den einzelnen Elementen können Sie jeweils einen bestimmten Namen geben.
- Machen Sie zunächst den Gesamtablauf vor, dann die einzelnen Teilhandlungen. Wiederholen Sie anschließend die gesamte Handlungsfolge.
- Eventuell: Lassen Sie die TN die Abfolge der Stichworte für die einzelnen Teilhandlungen auswendig lernen.
- Bitten Sie die TN, sich die vorgeführte Handlung „vor dem geistigen Auge“ zu wiederholen.
- Eventuell: Fordern Sie die TN auf, sich vorzusprechen, was sie bei der Ausführung einer komplexen Handlungsfolge tun müssen.
- Zeigen Sie den TN, wie sie das Ergebnis der Handlung selbst prüfen können.
3. Didaktisch-methodische Hinweise
In vielen Fällen ist es sinnvoll, dem Vormachen eine Phase des „Ausprobierens“ vorausgehen zu lassen, in der die TN zunächst selbst versuchen, die richtige Handlungsweise (Bedienung eines Gerätes: Wie schaltet man es ein? Wie nimmt man es in die Hand? …) herauszufinden. Dieses Ausprobieren verhilft ihnen zu einer ersten, vorläufigen Orientierung und erzeugt die motivationale Basis für aufmerksames Zuhören/Zusehen.
Legen Sie beim Vormachen klar und eindeutig dar, worum es geht und wie das Ergebnis der Handlung aussehen soll.
Dem „Vormachen“ muss in aller Regel ein „Nachmachen“ durch die TN folgen. Handeln kann man nur durch Handeln lernen. Sobald die TN die Struktur der Handlung erfasst haben, kann geübt werden (
Übung).
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- wirkt gerade bei sozialen Verhaltensweisen authentischer als Filme u.a.
- gekonntes Vormachen bietet Gelegenheit, eigene Kompetenz zu belegen. Vorsicht ist allerdings geboten! Kompetenz wird sonst zur einschüchternden Arroganz
Nachteile/Probleme:
- bei zu langer Dauer schwindet die Aufmerksamkeit der TN schnell
- viele TN sind es gewohnt, etwas schlecht vorgeführt zu bekommen und schalten deswegen grundsätzlich ab
- Gefahr, selbst zu sehr im Mittelpunkt zu stehen („Alleinunterhalter“). Deshalb: einbetten in aktivierende Phasen
- Vormachen kann das Selbermachen nicht ersetzen! Zusehen ist noch nicht Können
Literaturhinweise: Aebli 2006; Müller 2001a
Dr. Balkes rät: „Sie sollten sich bewusst sein: Als Trainer/Unterrichtender stehen Sie laufend im Rampenlicht. Sie machen den TN immer etwas vor', auch wenn Sie das gerade nicht beabsichtigen. Mit jedem Handgriff, jedem Schritt und jedem Wort können Sie als ein mögliches Modell wirken. Achtung: Wenn Sie Fehler bei einer Handhabung zeigen wollen, können sich diese entgegen Ihrer Absicht erst recht einprägen.“
Autor: Ulrich Müller