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Aktionsform

Lern-Spaziergang

Infobox

Lernziel Kopf, Herz
Konkretisierung
sprachlich
Aktivierung erarbeitend
Sozialform Einzelarbeit, Partnerarbeit
Lernphase Erarbeiten, Integrieren
Material / Medien ggf. Wanderplan, Notizzettel
Verwandte Geocaching
Dauer min. 30 bis max. 90 Minuten
Teilnehmerzahl Keine Einschränkung

engl. Learning Walk

Kurzbeschreibung

Die TN und der SL nutzen einen Spaziergang außerhalb des Seminarraums für gemeinsames Lernen oder individuelles Nachdenken.

1. Einsatzmöglichkeiten

2. So wird’s gemacht

Im Vorfeld:

Beim Spaziergang:

Nach dem Spaziergang:

Das Lernen beim Spazierengehen lebt vom besonderen Charakter der (relativen) Zweckfreiheit und Offenheit unter freiem Himmel. Eine Vertiefung der Gespräche im Nachgang ist nur dann sinnvoll, wenn dies vorab so kommuniziert wurde und für den weiteren gemeinsamen Lernprozess notwendig ist.

3. Didaktisch-methodische Hinweise

Bereits in der Antike waren Spaziergänge beliebte Lern- und Dialogmethoden bei Philosophen und Politikern. Von Aristoteles wird berichtet, dass er seine Vorlesungen im Spaziergehen mit seinen Studenten hielt. In der Schule der Peripathetiker (Umherschlenderer) wurde grundsätzlich im Gehen nachgedacht. Friedrich Nietzsche vertrat die Ansicht, das menschliche Denken könne den Rhythmus des Gehens annehmen. Beim Spazierengehen leitet die Körperbewegung die Geistesbewegung an, schreibt Thomas Bernhard.

Aus dem Italienischen „spaziare” (sich räumlich ausbreiten, sich ergehen) kommend wird Spaziergehen heute im Alltag mit Entspannung, Erholung oder gedankenvoller Muße verbunden. Dort, wo größere Mengen an Begriffen, Fachwissen, Texten internalisiert werden sollen, erlernen TN diesen Stoff am besten im Gehen (z.B. Schauspieler, Sprachenlerner, Juristen usw.). Wenn Menschen über etwas Bestimmtes sehr konzentriert nachdenken, bewegen Sie sich ganz automatisch und unbewusst im Raum auf und ab. Das Spazierengehen kann sehr gut mit verschiedenen Lernstrategien kombiniert werden, z.B. Lernen mit einer Lernkartei, Loci-Methode (Einprägen über das Erinnern an Wegpunkte).

Beim Lern-Spaziergang im Freien werden oftmals bessere und nachhaltigere Lernergebnisse erzielt als im Seminarraum (Bewegung/Tanz). Durch die körperliche Bewegung wird intensiver geatmet, der Körper und damit auch das Gehirn erhalten mehr Sauerstoff. Neurologen haben nachgewiesen, dass das Gehen die Neubildung von Gehirnzellen im Hippocampus stimuliert. Beim Spazierengehen werden nicht nur die neuen Informationen abgespeichert, sondern auch die Strukturen und Verbindungen zwischen alten und neuen Inhalten gefestigt. Die regelmäßigen Schritte stabilisieren den psychischen Lernprozess und lassen die Inhalte leichter ins Langzeitgedächtnis gelangen.

Eine besondere Form des Lern-Spaziergangs stellt die Wanderung dar. Während der Spaziergänger in erster Linie des bloßen Umherlaufens wegens umherstreift, verfolgt der Wanderer mit dem Laufen ein explizites Ziel. Das Streben nach Höherem, das Überschreiten des Gegebenen, der Aufstieg in neue Welten impliziert hier nochmals andere bzw. weiter gehende Lernziele.

Gewiss erfordert die Aktionsform „Spaziergehen” Zeitressourcen, die in der heutigen Seminar- und Trainingswelt immer weniger bereitgestellt werden. Die Minuten, die in einen Lern-Spaziergang investiert werden, fließen jedoch mittelfristig wieder zurück, wenn mit dem internalisierten Wissen an anderen Stellen dann zügiger im Lernstoff fortgesetzt werden kann.

Tipps zur Umsetzung:

4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme

Vorteile/Chancen:

Nachteile/Probleme:

Literaturhinweise: http://www.spaziergangswissenschaft.de

Autor: Ulrich Iberer

Dr. Balkes rät: “Denken heißt im Unendlichen spazieren gehen.”( Jean Baptiste Henri Lacordaire, 1802-1861), französischer Kanzelredner).