Aktionsform
Exkursion
oder: Besichtigung
Die TN verlassen das Seminar und besuchen einen für das Thema relevanten Ort (z.B. einen Betrieb).
1. Einsatzmöglichkeiten
- zur Motivation, Anregung, ersten Begegnung mit dem neuen Lerngegenstand
- um methodisch zu wechseln in längerfristigen Veranstaltungen
- um abstraktes Wissen zu veranschaulichen
- um einen unmittelbaren Eindruck von einer Sache zu bekommen
- um eine Erfahrungsbasis für die weiterführende Arbeit zu gewinnen
2. So wird’s gemacht
Vorbereitung
- Informieren Sie sich selbst, z.B. über den zu besichtigenden Betrieb.
- Nehmen Sie Kontakt zu den externen Kooperationspartnern auf und vereinbaren Sie den Ablauf.
- Erarbeiten Sie im Seminar vorab die nötigen Informationen, um einen Überblick zu geben.
- Klären Sie alle organisatorischen Fragen (Treffpunkt, Zeiten, Anreise, Kosten, Versicherung usw.).
- Sprechen Sie die TN im Vorfeld darauf an, sich Fragen zu überlegen.
Nachbereitung
- Lassen Sie die Eindrücke und Informationen bündeln, strukturieren, analysieren, bewerten und offene Fragen klären.
- Melden Sie die Eindrücke an die externen Kooperationspartner weiter und vereinbaren Sie evtl. weitere Termine (für eine andere Gruppe).
3. Didaktisch-methodische Hinweise
In Abgrenzung zur
Erkundung hat die Exkursion eher illustrierenden, demonstrierenden Charakter und zeichnet sich durch geringere Selbsttätigkeit der Lernenden aus. Die Exkursion stellt geringere Ansprüche an Vor- und Nachbereitung sowie an die didaktische Planung. Im Rahmen dieser Arbeitsform geht es v.a. darum, den Lerngegenstand oder Teilaspekte davon konkret wahrzunehmen. Statt Fotos von kranken Bäumen anzusehen, geht man hinaus und sucht kranke Bäume im Wald, studiert die Schadensmerkmale am lebenden Objekt. Damit ist bereits angedeutet, dass Exkursionen häufig eine
begrenzte Aufgabenstellung haben.
Exkursionen werden häufig von einem externen Experten begleitet oder geführt; man denke etwa an eine Exkursion zu einem Atomkraftwerk oder zu einem Industrieunternehmen. Meist ist ein Vertreter des Unternehmens bzw. der Einrichtung maßgeblich beteiligt. Vorsicht: Die Exkursion könnte zur einseitig werbenden Selbstdarstellung einer Behörde, Organisation oder eines Betriebes werden. Zudem besteht die Gefahr, dass der Experte zu wenig auf die speziellen Interessen der Lerngruppe einzugehen vermag bzw. überhaupt seinen “pädagogischen Auftrag“ vergisst.
Gerade bei routinierten Betriebsführern bleiben viele TN passiv. Meist beteiligt sich nur ein kleiner Teil mit eigenen Fragen; viele TN bleiben weitgehend stumm. Oft “beschlagnahmen“ gut informierte TN den Führenden. Viele TN äußern im Nachhinein, sie hätten gar nicht gewusst, worauf es angekommen wäre, was sie hätten fragen sollen usw. Exkursionen (Besichtigungen) eignen sich deswegen eher für kurze Besuche, um etwas zu veranschaulichen. Wenn Sie eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem Gegenstand erreichen wollen, sollten Sie eine
Erkundung erwägen. Diese wird intensiv vorbereitet; die TN haben ausführlich zu eigenen und selbstbestimmten Aktivitäten Gelegenheit. Sie suchen, fragen, forschen, diskutieren, sammeln Informationen usw.
4. Vorteile/Chancen – Nachteile/Probleme
Vorteile/Chancen:
- unmittelbarer, authentischer Eindruck
- Einbeziehung sinnlicher Wahrnehmungen
- konkreter Bezug zur Praxis/Realität
Nachteile/Probleme:
- teilweise hoher Aufwand bei Organisationen, Darbietung und Durchführung
- Probleme bei der Zusammenarbeit mit Externen (z.B. Umfunktionieren zur Werbeveranstaltung)
Literaturhinweise: Klein 2010; Müller 2001b; Siebert 2009
Autor: Ulrich Müller