Ein Standard beim Seminar-Einstieg: die Agenda vorstellen

Agenda_methodium

“Das Gehirn will Ordnung haben” (Krishnamurti)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben zu Beginn eines Seminars einen hohen Bedarf an Orientierung: Man will erst einmal wissen, mit wem man es in den nächsten 1-3 Tagen zu tun hat, worum es inhaltlich gehen soll usw. Deswegen sind Kennenlern-Runden (in den unterschiedlichsten Varianten) und die Vorstellung der Agenda feste Bestandteile vieler Seminare. Ich will heute das Augenmerk auf die Agenda lenken – denn die kann viel mehr sein als lediglich eine Kurzvorstellung von Themen und Zeiten.

Lernen bedeutet, zu einem Gegenstand,  einem Lehrgebiet, eine mentale “Landkarte” zu entwickeln. Für ein dauerhaftes Behalten ist es außerordentlich hilfreich, wenn man die innere Struktur des Gesamtgebietes, den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Aspekten und Bestandteilen verstanden hat. Die Agenda kann dabei sehr unterstützen.

Sie bietet zum einen Orientierung im aktuellen Angebot, zu Beginn und im weiteren Verlauf der besuchten Veranstaltung. Gerade in längeren Bildungsveranstaltungen mit einem möglicherweise komplexen Design, in dem verschiedene thematische Stränge und methodische Vorgehensweisen miteinander verwoben sind (z.B. Theorieinputs – Best Practice Beispiele – Transfer in die eigene Praxis), kann die Agenda den “roten Faden” durch die Veranstaltung über die gesamt Dauer hinweg visualisieren. Die Agenda kann aber auch Orientierung bieten zur  Struktur des Lehrgebietes, wenn sich diese im Aufbau der Veranstaltung widerspiegelt, und wenn entsprechende Visualisierungsformen gewählt werden (siehe den Text im Anhang!).

Sie können die Agenda auf ein Dauermedium schreiben (eine Pinnwand, die stehen bleibt, eine Flipchart an der Wand), so dass sie die ganze Zeit über im Raum sichtbar ist. Das ermöglicht es den Teilnehmern, den Ablauf immer präsent zu haben. Und es bietet Ihnen Gelegenheit,  während des Seminars immer wieder Bezug darauf zu nehmen und so den Teilnehmern zu helfen, die Logik des Seminarverlaufs zu verstehen und nachzuvollziehen: “So, jetzt haben wir uns im ersten Schritt mit den wichtigsten Aspekten von Lehr- und Lernzielen befasst, auf die die gesamte didaktische Planung hin ausgerichtet werden muss. Danach haben wir uns einen Überblick zur Seminarplanung verschafft. Auf was müssen wir hier denn alles achten? Auf welche methodischen Gestaltungselemente können wir zurück greifen, um unsere Lehr- und Lernziele zu erreichen? Unser nächster Schritt führt uns zu den einzelnen Methoden-Aspekten. Aber zuvor machen wir erst einmal Mittagspause. Ich wünsche Ihnen gute Erholung und einen guten Appetit! Nach dem Mittagessen geht es dann, frisch gestärkt, weiter…” (Ein Beispiel aus einem Train-the-Trainer-Seminar, vgl. dazu das Bild).

Auch wenn ich nur wenig Zeit für die Vorbereitung habe: auf die Gestaltung der Agenda verwende ich immer große Sorgfalt. Sie ist ein Türöffner zu den Teilnehmern. Und sie hilft mir auch selbst, immer den Überblick zu bewahren und orientiert zu sein – gerade auch dann, wenn ich einmal improvisieren muss.

Denken Sie daran: Sie wollen zu Beginn einer Veranstaltung nicht nur den Kopf Ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen, sondern auch Ihr Herz. Ihre Vorausschau auf das, was Sie mit der Gruppe in den nächsten Stunden und Tagen vorhaben, sollte deswegen Lust machen auf das, was kommt. Mit einer gut strukturierten Agenda, die Sie liebevoll visualisiert haben und engagiert vorstellen, haben Sie hier gute Karten!

Es gibt eine große Vielfalt an Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten um mit der Agenda zu arbeiten. In die aktuelle Nachlieferung von methoden-Kartothek.de, die in den nächsten Tagen erscheint, haben wir deswegen eine Infokarte dazu aufgenommen. Für die Leser unseres Blogs gibt es hier schon einmal ein exklusives Preview :-)

Info-Karte “Aktionsform Agenda”

P.S. @MirjamSoland: Vielen Dank für die schöne Visualisierung!


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Kommentare

2 Antworten zu „Ein Standard beim Seminar-Einstieg: die Agenda vorstellen“

  1. Avatar von Wolfgang Tabak

    Wichtiger Beitrag, am Anfang entscheidet sich viel!
    Ich empfehle bei verhaltensorientierten Seminaren die Agenda als mindmap zu gestalten.
    Anfangs besteht sie nur aus wenigen Ästen OHNE konkrete Zeitangabe. Weitere Zweige werden im Laufe des Seminars mit den TN ergänzt.
    Beispiel: Rhetorik-Seminar.
    Vorgegebene Äste z.B.: Sprache, Körpersprache, Aufbau, Argumentation, …
    Je nachdem welche Stärken und Schwächen die TN mitbringen, können nun bedarfsorientiert die Zweige hinzugefügt werden. Stoibern nun viele rum, so wird ein Zweig “Kampf den äähhs” hinzugefügt; haben viele Redeangst, gibt es Zweige hierzu.
    Diese Variabilität ist bei einer sequentiellen Liste weniger gegeben. Und wie will ich vorher schon wissen, wie schwer sich die TN mit den jeweiligen Übungen tun, um exakte Zeitangaben machen zu können?
    Jeweils zur Mittagspause und zum Tagesclearing werden dann die “lessons learned” von den TN in die mindmap integriert und ich habe eine zusätzliche Lernerfolgskontrolle.
    Probiert´s mal aus!
    Euer PRAESENT@OR
    Wolfgang Tabak

    1. Avatar von Ulrich Müller
      Ulrich Müller

      Lieber Herr Tabak,

      vielen Dank für die schöne Ergänzung!

      Ulrich Müller

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