Entscheidungen in Gruppen herbeiführen (Teil 4) – hilfreiche Regeln und der “Advocatus Diaboli”

In den zurückliegenden Beiträgen dieser Reihe habe ich verschiedene Methoden für die Arbeit mit Gruppen zusammengestellt. Teil 1 nahm klassische Moderationsmethoden in den Blick, die methodischen Vorgehensmodelle wurden in Teil 2 noch ausgebaut und im Teil 3 durch das Systemische Konsensieren ergänzt.

Heute möchte ich an dieser Stelle keine zusätzlichen Methoden beschreiben, sondern viel grundsätzliche und hilfreiche Prinzipien der Gruppenmoderation zusammenfassen.

Regel 1: Klare Moderation, verantwortliche Leitung

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Das oberste Prinzip: kein Workshop ohne Moderation!
Viel mehr braucht man dazu nicht zu schreiben.

Regel 2: Transparente Entscheidungswege und visualisierte (Zwischen-)Ergebnisse

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Eine methodisch unterstützte Entscheidungsfindung sorgt für Transparenz. Jeder weiß, warum und weshalb die Entscheidung so gefallen ist wie sie gefallen ist. Visualisierung ist dabei mehr als “hübsch machen”, sondern unterstützt den Prozess aktiv. Ohne Visualisierung verliert man u.U. Teile der Gruppe! Gerade bei komplexen Sachverhalten klinken sich Workshop-Teilnehmer häufig aus, visuelle Anker sind dann hilfreich!

Regel 3: Teilnehmer-orientiertes Vorgehen

Wer Entscheidungen treffen möchte, die von allen mitgetragen werden, der muss auch dafür Sorge tragen, dass der Entscheidungsprozess die Möglichkeit bietet sich einzubringen!

Regel 4: Hierarchische Einflüsse “abmildern”

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Viele nutzen Workshops und Meetings als Bühne. Endlich kann man dem Chef mal zeigen, was für ein kritischer Geist man ist oder wie man die Kollegen mit tollen Vorschlägen und Ideen aussticht! Oder aber das Verhalten ändert sich in anderer Weise: gerade weil der Chef dabei ist verstummen Teilnehmer oder reden ihm nach den Mund. Wie mildert man diese Einflüsse ab? Ich versuche diese Aspekte im Vorfeld zu klären und mache Werbung dafür, dass der Vorgesetzte sich in bestimmten Phasen des Workshops zurückzieht und empfehle beispielsweise nach der Mittagspause einen “überraschenden und dringenden Termin”. Die meisten Vorgesetzten lassen sich darauf ein!

Regel 5: Gruppendynamik entlasten mit dem “Advocatus Diaboli”

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Kritische Diskussion ist gut und wichtig. Manchmal wird sogar zu wenig Kritik geäußert. Ich arbeite in solchen Situationen gerne mit dem “Advocatus Diaboli”. Das heißt, dass ein Teilnehmer in die Rolle des “Gegenredenden” schlüpft. Dadurch, dass die Rolle gespielt und sogar übertrieben dargeboten wird, fühlt sich die ganze Gruppe entlastet. In der Rolle werden auch Aspekte geäußert, die man sich sonst nicht trauen würde und der Wechsel der Perspektive tut auch häufig gut.
Diese Rolle kann man auch durchwechseln lassen, so dass jeder mal die Teufelshörnchen auf hat!

Regel 6: Selbstüberschätzung berücksichtigen

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Es ist ein interessantes Phänomen in Gruppen: gemeinsam neigt man zur Selbstüberschätzung! Termine werden zu eng gesetzt, Aufwand zu gering geschätzt, das Leistungsvermögen des Teams überschätzt!

Als Moderator solle man diesem Aspekt Rechnung tragen und Entscheidungen gezielt hinterfragen. Eine  Methode um Entscheidungen diesbezüglich abzusichern oder zu hinterfragen wird häufig im Agilen Projektmanagement eingesetzt: “Planning Poker”.

Diese Methode stellen wir im nächsten Teil dieser Reihe vor.


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