ZEN oder die Kunst ein Seminar zu beginnen (Teil 2)

Meditationshaus St_Franziskus„Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“ – das gilt wohl auch für den Seminareinstieg. Ein gelungener Start schafft die Grundlage für eine erfolgreiche Weiterarbeit. Wenn aber der Einstieg misslingt, muss man/frau sich oft lange abmühen, bis die Gruppe richtig ins Laufen kommt.

Wir geben in methoden-kartothek.de eine Vielzahl von Hinweisen, wie Sie attraktive Einstiege gestalten können und welche Methoden dafür zur Verfügung stehen. Aber das Design ist nur e i n Aspekt. Ob und wie das Lehren und Lernen im Rahmen dieses Designs dann tatsächlich gelingt – das hängt auch entscheidend darauf an, wie wir als Person, als Mensch präsent sind.

Was kann man tun, um diese Präsenz zu erreichen?

Präsenz ist ein psycho-physischer Zustand. Körper, Geist und Seele schwingen in einem Rhythmus: Ich bin ganz bei mir, ich bin völlig auf das konzentriert, was gerade geschieht, was ich gerade mache.

Eine solche Fokussierung und Konzentration auf die Aufgabe, die gerade ansteht, fällt manchen Menschen leichter, anderen schwerer. Mir fällt sie eher schwer. Ich neige dazu, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und es kann schnell einmal vorkommen, dass ich auf einmal völlig wo anders gelandet bin…

Aber ich habe Präsenz als Zustand kennen und lieben gelernt und bemühe mich darum. Ich übe Präsenz. Wenn ich Gymnastik mache oder Chi Gong, wenn ich Schuhe putze oder die Küche aufräume: Jede dieser Tätigkeiten bietet Gelegenheit, ihr meine volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Vor wichtigen „Auftritten“, z.B. einem Vortrag vor großem Publikum, einer Großgruppen-Moderation o.ä., mache ich eine kleine Übung, die mir hilft, in meinen Körper zu finden und  meinen Geist zu beruhigen.  Ich habe verschiedene Formen dieser Übung im Aikido und im Chi Gong kennen gelernt. Aber auch andere Disziplinen wie Yoga, Tanzen, Singen, Schauspielern, Jonglieren, Meditieren kennen eine ähnliche Grundhaltung, die auch für das Lehren eine gute Ausgangsbasis bietet. Eine Langform dieser Übung führe ich in Rhetorik-Seminaren mit meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. Immer wieder bin ich erstaunt, wie in kürzester  Zeit eine absolut konzentrierte Atmosphäre im Raum entsteht.

Einen geerdeten und sicheren Stand einnehmen.
Stelle dich mit den Beinen etwa hüftbreit hin. Gib in den Knien ganz leicht nach, so dass sie nicht durchgestreckt sind. Lenke deine Aufmerksamkeit in die Fußsohlen und spüre den Kontakt zum Boden. Bewege deine Zehen etwas. Wie fühlt sich der Kontakt an? Achte darauf, wie dich die Erde sicher trägt.

Gleichgewicht finden
Schwinge mit deinem Körper ganz leicht nach vorne und hinten. Suche den Punkt, an dem du völlig im Gleichgewicht bist. Schwinge nach links und rechts und finde auch hier dein Gleichgewicht.

Bewusstsein für die eigene Mitte entwickeln
Lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Körpermitte, einen Punkt knapp unterhalb des Nabels.  Lass dein Becken leicht um diesen Punkt Zentrum kreisen und entwickle ein Bewusstsein für deine Mitte.

Eine aufrechte Haltung einnehmen
Entspanne deine Schultern und lass deine Arme locker fallen. Stelle dir deine Wirbelsäule vor und erlaube ihr, sich Wirbel für Wirbel aufzurichten. Berühre leicht den höchsten Punkt deines Kopfes und stelle dir vor, wie du an diesem Punkt von einem goldenen Faden gehalten und leicht nach oben gezogen wirst.

Ruhig atmen
Lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem und beobachte, wie dein Atem ruhig ein- und ausfließt. Bleibe in dieser Haltung eine Weile. Spüre deiner geerdeten, zentrierten und aufgerichteten Körperhaltung nach und achte auf deinen ruhig fließenden Atem.

Zurückkehren
Kehre mit deine Aufmerksamkeit wieder zurück und lenke sie von deiner Innenwelt auf die Außenwelt.

Manchmal habe ich nur wenig Zeit. Dann muss ein kurzes Erinnern genügen: „erden, zentrieren, aufrichten, ruhig atmen“. Aus dieser Haltung heraus kann ich sicher, gelassen und konzentriert mein Seminar beginnen.


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