Aktuell ist Thema „Lüften“ zum Schutz vor Corona-Infektion eine wichtige und häufig thematisierte Sache. Allerdings finden bei vielen Trainerinnen und Trainern, Dozentinnen und Dozenten mittlerweile Schulungen oder Trainings in Präsenzform gar nicht mehr statt. Die Lüftungsthematik mit den dazugehörenden Problemen kennt man eher aus dem (hoch-)schulischen Kontext. Was hat also das Thema „Lüften“ mit dem momentan vorrangig praktizierten Lernen und Lehren synchron-online zu tun?
Mit der immer größeren Selbstverständlichkeit, mit der Trainings und Workshops synchron-online durchgeführt werden steigt auch die Dauer – sowohl der einzelnen Sessions, als auch der Zeit insgesamt, die man vor dem Bildschirm verbringt. Zwei Beobachtungen aus den letzten Online-Trainings (sowohl aus eigener Teilnehmenden-Perspektive als auch aus Lehrenden-Perspektive).
Es kommt zu einer erhöhten physische Fixierung
Auch wenn es kreative Trainerinnen und Dozenten schaffen eine gute Lernatmosphäre zu schaffen und dabei klassische Seminarwerkzeuge wie Pinnwände und Gruppenarbeiten im virtuellen Raum einsetzen, man bleibt – in der Regel sitzend – am Schreibtisch. Darüber hinaus ist sogar der Blick fixiert und über lange Zeit auf einen Bildschirm gerichtet. Trainings können nur ohne echte Ortswechsel durchgeführt werden und die positive Wirkung, die ein Medien-, Sozialform oder sonstiger Methodenwechsel mit sich bringt ist gegenüber Präsenztrainings stark vermindert.
Pausen werden nicht als Pausen genutzt
Ich habe früher im Präsenztraining immer geseufzt, wenn Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Pausen den Laptop aufklappen und „schnell mal ins Postfach schauen“ oder nur am Smartphone aktiv sind. Ich bin überzeugt, dass in den Pausen Lerninput nachwirkt und verarbeitet wird. Das geht allerdings nur, wenn das Gehirn nicht gleich mit den nächsten Impulsen zugeballert wird. Diese Gefahr ist bei Online-Trainings noch höher, denn der Weg ins Postfach ist noch kürzer und es ist in der Regel keine andere Person anwesend, mit dem ich mich mit der Kaffeetasse in der Hand austauschen kann. Darüber hinaus habe ich wahrgenommen, dass „Online-Pausen“ generell viel zu selten und dann auch noch viel zu kurz eingebaut werden.
Darum: Richtig Lüften – auch online!
Ich habe mir angewöhnt auch in meinen online durchgeführten Workshops regelmäßig zu lüften. Für das “echte” Lüften gibt es vielfältige Tipps, z.B. in diesem Merkblatt. Diese greife ich gerne auf und kommentiere hinsichtlich virtuelle durchgeführter Trainings und Workshops. Denn eine angemessene und gute Pausengestaltung trägt enorm zur Verträglichkeit und dem Erfolg von online (virtuell) durchgeführten Traings und Workshops bei!
Stoßlüften ist effizienter als Dauer- oder Spaltlüftung
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
mehrfach Pausen einlegen, diese im Vorfeld den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ankündigen und zu einem definierten Zeitpunkt einen Schlusspunkt setzen. Ich verwende dazu in den Pausen einen für alle sichtbaren Countdown-Timer (via Bildschirmteilung).
Noch besser ist Querlüftung mit Durchzug
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
Die Wirkung von Pausen noch erhöhen durch den klaren Hinweis: “bitte weg vom Bildschirm”; gemeinsame Streck- und Dehnübung, ,…
Pro Tag drei- bis vier Mal stoß- bzw. querlüften
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
Ausreichend Pausen einlegen. Faustregel: nie länger als eine Stunde online ohne Pause. Und niemals einen ganzen Tag ausschließlich online-synchron ausgestalten – das verkraftet keiner!
Jeweils 5-10 Minuten pro Lüftungsvorgang
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
Kurze Pausen mit klar definiertem Ende (siehe oben).
Verstärktes Lüften nach dem Kochen, Duschen, Baden und während des Wäschetrocknens
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
Intensive Einheiten erfordern unterschiedliche Pausengestaltung. Die “Kurzpausen” von 5 Minuten dienen lediglich dazu sich einen Kaffee zu holen, sich durchzustrecken der die Toilette aufzusuchen.
Nach intensiven Einheiten kann die Pause auch mit Nachbesprechungsanteilen gestaltet werden, z.B. durch die virtuelle Kaffeebar. Ebenfalls eine tolle Möglichkeit: Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einfordern, dass diese eine Runde “um den Block” drehen und dabei auf Klebezetteln drei zentrale Erkenntnisse der letzten Einheit festhalten.
Heizung während des Lüftens abdrehen
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
Keinen zusätzlichen Input in den Pausen liefern – denn oft wird in Pausen noch mit den Teilnehmern gechattet oder geplaudert. Das ist schön, jedoch wird dabei der jüngste Lernimpuls häufig aufgegriffen. Wenn inhaltliche Folgefragen gestellt werden oder weitergehende (Er-)Klärungen gewünscht sind, dann diese im Themenspeicher “parken” und ggf. mit der ganzen Gruppe klären. Eine Pause ist eine Pause – auch und gerade für den Dozenten bzw. die Dozentin.
Räume nicht auskühlen lassen.
bedeutet für das virtuell durchgeführte Training:
Dieser Blogpost ist ein Plädoyer für häufigere Pausen. Aber Achtung: zu viele, zu lange oder ungünstig eingeplante Pausen können den Lernfluss auch stören.
Viel Erfolg beim virtuellen Lüften!
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