Team-Teaching (4)

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[Dies ist die Antwort auf Team-Teaching (3) ]

Lieber Ulrich P.

Ich stimme dir zu: richtig spannend wird Team-Teaching dann, wenn die beiden Lehrenden miteinander in Interaktion treten, also, um dein Bild aufzugreifen: wenn beide Figuren vor dem Wetterhäuschen stehen (was beim richtigen Wetterhäuschen allerdings gar nicht geht…). Und, ja: Wir beide haben das kaum gemacht, und wenn, dann eher zufällig, kurz und spontan. Aber mit anderen „Teaching-Partners“ habe ich das  schon vor etlichen Jahren begonnen – und es ist zu einer lieb gewordenen Praxis geworden.

Daraus ist auch eine explizite Aktionsform geworden: der „Bistro-Tisch“. Diese Aktionsform besteht, kurz gefasst, darin, dass der Seminarleiter und/oder Teilnehmende Gespräche an einem Steh-Tisch führen. Die Aktionsform ist also auch einsetzbar, wenn man alleine unterrichtet, aber besonderen Charme hat sie beim Team-Teaching.

Man braucht dazu einen Steh-Tisch, den man im Seminar-Raum aufstellt, nach Möglichkeit etwas an die Seite gerückt oder anderweitig optisch abgesetzt. Im Verlauf des Seminars kann man dann die etwas herausgehobene Position dazu nutzen, um buchstäblich „etwas auf die Seite zu treten“ und das Thema/ das Kursgeschehen zu kommentieren oder noch einmal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten.

Die Aktionsform bietet so die Möglichkeit, im Seminar quasi eine „zweite Bühne“ zu eröffnen: Während auf der „Hauptbühne“ der Hauptstrang der „Erzählung“ erfolgt, das reguläre Seminargeschehen, eröffnet der Bistro-Tisch mit der „zweiten Bühne“: einen Raum, in dem eine andere Geschichte erzählt wird. Besonders gut eignet sich diese Aktionsform für die Meta-Ebene, also die Reflexion dessen, was im Seminar geschieht.

Beim Team-Teaching haben wir das z.B. dazu genutzt, zu Beginn des Seminars, noch vor der „eigentlichen“ Eröffnung mit der offiziellen Begrüßung, der Vorstellung der Agenda, dem Kennenlernen etc., ein kurzes Gespräch zu führen, das Einblicke in unsere Vorbereitung gab: wie wir vor einigen Wochen – bei einer Tasse Kaffee – die ersten Überlegungen zum Seminar besprachen, was uns besonders wichtig ist, was wir nicht machen wollen usw. Mit diesem ungewöhnlichen „Einstieg vor dem Einstieg“ gelang es uns bisher immer, sofort die volle Aufmerksamkeit unserer Teilnehmenden zu gewinnen und schon am Anfang an eine gewisse „Marke“ zu setzen.

Auch der in meinem letzten Beitrag angesprochene „Advocatus Diaboli“ lässt sich gut mit dem „Bistro-Tisch“ kombinieren: Einer der beiden SL „bespielt“ die erste Bühne, das normale Seminargeschehen. Der zweite steht – vielleicht hinten im Saal – am Bistro-Tisch und beobachtet das Geschehen. Hin und wieder unterbricht er und schaltet sich ein: mit  kritischen Rückfragen, mit Zweifeln, mit provokanten Thesen. Das Plenum muss immer wieder mit diesen kritischen Einwürfen umgehen…

Zum Bistro-Tisch gibt es in der vierten Nachlieferung zu methoden-kartothek.de, die Ende Februar erscheinen wird, eine neue Info-Karte. Als kleines Preview stelle ich den Text hier schon einmal ein: Infokarte “Aktionsform Bistrotisch”.


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