Die Innovations-Drehscheibe (2): Über Innovationen in der Weiterbildung

Im Mittelpunkt des ersten Teils dieser Beitragsreihe “Innovations-Drehscheibe” stand eine Arbeitsdefinition von neuen Lehr- und Lernverfahren. Wie aber kann man nun sinnvolle Innovationen in der Weiterbildung gezielt anstoßen? Wie lassen sich neue Lösungen finden für Probleme, die man mit bewährten Mitteln nicht lösen kann? Um diese Fragen soll es im heutigen Beitrag gehen.


 

Bestandsaufnahme – Bedarfsanalyse – Lessons Learned – Innovationssuche

Wenn ich Unternehmen/Organisationen berate oder Workshops zum Thema Bildungsinnovationen durchführe, gehe ich häufig in vier einfachen Schritten vor:

  1. Bestandsaufnahme (Good Practise): Wo setzen wir bereits erfolgreich Innovationen um?
  2. Bedarfsanalyse: Für welche Ziele/Aufgaben/Probleme suchen wir innovative Lösungen?
  3. Lessons Learned: Können wir für diese neuen Aufgaben Lösungen verwenden, die wir bereits an anderer Stelle realisieren?
  4. Systematische Innovationssuche

 1. Bestandsaufnahme

IVor-der-Pinwand-150x150[1]m ersten Schritt geht es darum, in der Organisation/im Unternehmen bereits erfolgreich umgesetzte Innovationen zu „entdecken“ und zu dokumentieren. Häufig werden in Organisationen an verschiedensten Stellen neue Lösungen gesucht, gefunden und erprobt, doch die Kollegen ein Büro oder eine Abteilung weiter wissen nichts davon. Eine solide Bestandsaufnahme bietet hier Abhilfe. Dazu lasse ich (in der Regel in Arbeitsgruppen), die Teilnehmer des Workshops auf „Entdeckungsreise“ gehen und ihre Ergebnisse an Pinnwänden visualisieren. Das Ergebnis ist eine Liste erfolgreicher Innovationen.

Nach diesem Arbeitsschritt sind viele Teams sehr überrascht (und erfreut), wie innovativ sie bereits sind – und das gibt Auftrieb für die weitere Innovationssuche.

2. Bedarfsanalyse

Im zweiten Schritt soll mit Hilfe einer systematischen Analyse herausgefunden werden, zu welchen Fragen/Zielen/Aufgaben/Projekten neue Lösungen gesucht werden. Eine präzise Formulierung von Anforderungen hilft sehr, die weitere Arbeit zu stimulieren und zu steuern. Und eine gute Ausgangsfrage ist oft schon die halbe Antwort! Auch die Ergebnisse dieses Arbeitsschrittes werden visualisiert.

3. Lessons Learned

An dieser Stelle bietet es sich an, schon ein erstes Mal den Kreis zu schließen und die Ergebnisse der ersten beiden Schritte zusammen anzusehen. Häufig zeigt sich,  dass für eine ganze Reihe von Fragen/Aufgaben (Schritt 2) bereits Lösungen in der Organisation vorhanden sind (Schritt 1), man also an anderer Stelle Gelerntes übertragen kann.

4. Systematische Innovationssuche

Für den nächsten Schritt, die systematische Suche nach Innovationen greife ich zurück auf die Tabelle „was kann alles anders sein?“, die ich im letzten Beitrag vorgestellt habe. Ich nehme sie hier noch einmal auf:

  • Zielsetzungen
  • Fragestellungen und Themen
  • Aktivitäten und Aufgaben
  • Kooperationsformen
  • Medien
  • Lernorte
  • Gesamtkonzept/Design
  • Materialien
  • Perspektiven
  • Metapher
  • Kontext
  • Name/Titel

Diese Tabelle eignet sich hervorragend, um gezielt zu fragen: An welchen „Stellschrauben“ können wir „drehen“, um neue Lösungen zu finden?

Ich erinnere mich an eine Gruppe von Erwachsenenbildnern, die bisher vergeblich versucht hatte, mit Angeboten für junge Eltern auch die Männer zu erreichen. Die entscheidenden Kategorien, die zu einer innovativen Lösung führten waren „Kooperationen“ und „Lernorte“. So entstand ein Angebot, das in Kooperation mit einem Sportverein im Vereinsheim stattgefunden hat.

Die Innovations-Drehscheibe

Innovationsdrehscheibe (4)Für die systematische Innovationssuche, erprobe ich gerade ein neues Instrument, die „Innovationsdrehscheibe“ (siehe Abbildung). Das Instrument listet im Außenbereich die Kategorien aus der obigen Tabelle auf. Im Zentrum der Drehscheibe sind 3 Zeiger angebracht (aus Moderationskarten zugeschnitten). Mit Hilfe dieser Zeiger kann man Punkt für Punkt die Kategorien durchdenken, an denen man bei einem konkreten Problem/Projekt „drehen“ könnte, um eine neue Lösung zu finden.

Mit Hilfe der drei Zeiger kann man bis zu drei Kriterien miteinander kombinieren. Nicht immer braucht man tatsächlich alle „Schrauben“ (bzw. Zeiger), oft reicht schon eine Kategorie oder eine Kombination aus zwei Kategorien, um eine gute neue Lösung zu erreichen.

Ideensuche: “Streching-Prinzip”

Aus der Kreativitätsforschung ist bekannt, dass die besten Ideen nicht gleich am Anfang kommen, sondern erst nachdem die Beteiligten ihre ersten Überlegungen, die meist im Gewöhnlichen verbleiben, losgeworden sind (sog. „Abladephase“). Deswegen sollte die Ideensuche „überdehnt“ werden. Oft kommen bei der zweiten und dritten Runde dann die wirklich originellen Ideen.

Weiterarbeit

Eine gute Idee ist noch keine Innovation, aber ein wichtiger Schritt dazu! Mit den im beschriebenen Vierer-Schritt gewonnenen Ergebnissen kann das Team weiterarbeiten, z.B. mit einer Punktabfrage: Welche Ideen sollen weiterverfolgt werden? Mit einem Arbeitsspeicher: Übergabe der Ideen an Verantwortliche.

Nachdem es im Workshop (hoffentlich!) viel Inspiration gab, beginnt im Anschluss  die Phase der „Transpiration“ (vgl. den Aphorismus von Edison): Die Verantwortlichen entwickeln aus den Ideen konkrete Projektvorhaben und stellen sie  im Team oder bei der Leitung vor. Es wird entschieden, welche Ideen umgesetzt werden: Implementation…

Literaturhinweise:

Sommerlatte, T./Beyer, G./ Seidel, G. (2006) (Hg.): Innovationskultur und Ideenmanagement. Strategien und praktische Ansätze für mehr Wachstum. Düsseldorf: Symposion.

Schumacher, E.-M. (2004): Kreativität: Bewertung von Ideen: http://www.lehridee.de/data/doc/id_191/Kreativ-Bewertung.pdf


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