Entscheidungen in Gruppen herbeiführen (Teil 3) – Systemisches Konsensieren

Es ist so eine Sache mit den Gruppenentscheidungen. Meistens hat man lediglich die Möglichkeit zuzustimmen oder dagegen zu sein.Das so enstehende Stimmungsbild ist alles andere als differenziert und doch typisch für unsere Demokratie – denn hier werden ja Entscheidungen in der Regel mit Mehrheitsentscheidungen getroffen. Dieses Verfahren hat durchaus Schwächen – bei aller Liebe zur Demokratie. Denn hier kann es passieren, dass die Entscheidungsoption gewinnt, die die meisten Fürsprecher hat. Und nicht die, die den meisten Rückhalt in der Gruppe hat.

betriebsausflugEin Beispiel: In einer Abteilungssitzung mit 17 Personen soll das Ziel des Betriebsausflugs festgelegt werden. Es gibt 5 Vorschläge und es wird ganz demokratisch abgestimmt. Die Entscheidung scheint klar: es geht zum gemeinsamen Koch-Event in eine Kochschule. Schließlich hat diese Option die meisten Stimmen hinter sich vereint.

Das Problem:

  • es werden Fleischgerichte gekocht, im Team gibt es zwei Vegetarier und eine Veganerin. Diese klinken sich vermutlich aus.
  • zwei Teammitglieder waren bereits in der Kochschule und sind nicht bereit erneut eine Eigenleistung von 30€ beizusteuern. Auch hier wird die Mehrheitsentscheidung grummelnd zu Kenntnis genommen.
  • Fünf Fürsprecher für das Kochevent bestimmen das Ziel für alle!

Angesichts dieses Aspekte ist die Frage berechtigt: Ist das fair? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Betriebsausflug ein harmonischer Teamevent wird?

Natürlich kann man dem Problem auf verschiedene Weisen begegnen. Man kann Rangreihen bilden, die Stimmenzahl erhöhen, mit einer “ersten Wahl” und einer “zweiten Wahl” arbeiten – das Grundproblem wird aber bleiben: Am Ende gibt es eine Gewinnervariante, die vermutlich nicht den Rückhalt der Gruppe hat.

Es gibt aber eine weitere, elegantere Alternative zur klassischen Mehrheitsbildung! Statt der Frage nach dem “Was willst du am liebsten machen?” wird nach dem Widerstand gegen einzelne Entscheidungsoptionen gefragt. Dieses Verfahren nennt sich “Systemisches Konsensieren”.

Ein Beispiel: Florian, Steffen, Neta und Jan wollen für ein gemeinsames Projekt eine Klausurtagung durchführen.
Jeder hat andere Vorstellungen, wo und wie man diesen Workshop ausgestalten soll. Steffen schlägt ein Tagungshotel im Schwarzwald vor, Florian nominiert Ravensburg, Neta bevorzugt vor Ort zu bleiben und Jan will vor Ort in ein Tagungshotel gehen. Normalerweise würde nun jeder für seine Variante “kämpfen”. Beim systemischen Konsensieren wird nun der Blick “gedreht”. Jeder schreibt für die im Raum stehenden Optionen seine Widerstandswerte auf. Ebenfalls betrachtet wird die Null-Option (“Was passiert, wenn wir uns nicht einigen können?”).

Systemisches Konsensieren ist ein überaus elegantes und wirkungsvolles Verfahren. Das Ausprobieren lohnt sich! Im Netz finden sich auch zahlreiche PDF- und Excelvorlagen, sowie doodle-artige Tools, mit denen man den Prozess online unterstützen kann.

Viel Erfolg!

Hier geht es zum ersten Teil der Blogreihe zum Thema Gruppenentscheidungen. Und hier zu Teil zwei.

 

 


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